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Voorman

© Universal

Staraufgebot: Klaus Voormann: Der stille Rocker

Klaus Voormanns Album "A Sideman’s Journey" ist eine Reise in die musikalische Vergangenheit des Nebenmanns und Bassisten - und führt zu einer kleinen Beatles-Reunion.

„I’m In Love Again.“ Lässig rockt und shuffelt sich der alte Fats-Domino-Song ins Ohr. Paul McCartney singt, spielt Gitarre und Orgel, Ringo Starr trommelt, und Klaus Voormann spielt den Bass. Vielleicht klingt es nicht mehr ganz so rau und ungehobelt wie damals, 1961, als sie den Song zum ersten Mal zusammen gespielt haben, als Voormann im Hamburger „Top Ten Club“ den damaligen Beatles-Bassisten Stuart Sutcliffe kurzfristig am Bass vertrat. Scheu, wie Voormann war, sitzend auf einem Stuhl im Publikum. Aber dass die Musiker, zwei Stars und ihr Sideman, einander noch immer zugetan sind, demonstriert schon diese kleine Beatles-Reunion.

Mit ihr beginnt das Album „Voormann & Friends – A Sideman’s Journey“, das am Freitag bei Universal erscheint. Und eine lange Reise ist es wirklich in die musikalische Vergangenheit des Nebenmanns und Bassisten. Nach seinem 70. Geburtstag gönnte er sich das Vergnügen, mit einigen seiner berühmten Musikerfreunde eine Auswahl von bekannten Songs aufzunehmen, an deren ursprünglicher Entstehung er als Begleitmusiker beteiligt war. Immerhin war der Grafiker, Zeichner und Illustrator Voormann – dessen berühmteste Arbeit bis heute das Cover des Beatles-Albums „Revolver“ (1966) ist – einst Bassist von Manfred Mann und der Plastic Ono Band, hat auf Platten von John Lennon, George Harrison, Ringo Starr mitgewirkt, hat Aufnahmen gemacht mit Randy Newman, Eric Clapton, Long John Baldry, Harry Nilsson, B. B. King. Die Liste ist endlos.

„So Far“, Voormanns einzigen eigenen Song, interpretiert Bonnie Bramlett auf der neuen Platte als berauschende Soul- Ballade. Don Preston, alter Kumpel aus gemeinsamen Zeiten mit Leon Russell und bei George Harrisons „Concert For Bangla Desh“, singt eine fröhlich hüpfende Rockabilly-Fassung von Carl Perkins’ „Blue Suede Shoes“. Albert Lee spielt seine atemberaubenden, flinkfingrigen Country-Gitarrensoli. Und Yusuf Islam (Cat Stevens) erinnert in einer rührenden Version von „All Things Must Pass“ an den 2001 gestorbenen George Harrison. Überhaupt scheint der Geist von Voormanns engem Freund George immer wieder durch das Album zu wehen. Bonnie Bramlett hatte sich zur Inspiration für ihre beseelte Aufnahme von „My Sweet Lord“ ein großes Foto des Ex-Beatles vor ihr Mikro gestellt. Und sicher hätte Harrison, diesem Urvater aller Benefizkonzerte, auch der „Charity“-Gedanke von Voormanns Platte gefallen: dass die Erlöse aus dem Verkauf einem Hilfswerk für die Oglala-Lakota-Indianer in South Dakota zugutekommen, einer Stiftung, die Voormann mit seiner Frau Christina 1999 gegründet hat.

Neun Monate lang reisten Voormann für sein Album zwischen Studios und den unzähligen Freunden hin und her. In London nahm er mit der Manfred-Mann-Band deren Dylan-Hits „Mighty Quinn“ und „Just Like A Woman“ auf, in Los Angeles Randy Newmans „Short People“ mit dem Keyboarder Van Dyke Parks. Mit Bonnie Bramlett arbeitete er in Memphis, mit Dr. John in Hamburg. Und als sich Ringo Starr in L. A. weigerte, in seinem Alter noch einmal „You’re 16, you’re beautiful and you’re mine“ zu singen, holte Voormann dazu den besser zum Text passenden jungen Sänger und DSDS-Finalisten Max Buskohl in ein Münchner Studio, wo dessen Vater Carl Carlton auch gleich noch eines seiner exzellenten Slide-Gitarren-Soli spielte.

„A Sideman’s Journey“ erscheint in limitierter Auflage: als einzelne CD, als Vinylausgabe sowie als edles Boxset: mit einem Hardcover-Buch, einem signierten und nummerierten Kunstdruck und einer DVD: „Making Of A Sideman’s Journey“. Selbstverständlich hat Voormann auch das Artwork selbst gestaltet. Auf dem Cover hat er sich mit seinem Bass auf einem Stuhl sitzend gezeichnet, mit dem Rücken zum Betrachter. Er ist immer noch zu scheu, sich selbst ins Rampenlicht zu stellen. H.P. Daniels

H.P. Daniels

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