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Kultur: Preise flirren durch den Äther

LITERATUR

Die Jury musste sich vertan haben: Ein polnischer Literaturpreis, dessen Gewinner in Berlin aufgewachsen ist? „Das spielt keine Rolle“, erklärte der Intendant des deutschen Auslandsrundfunks, Erik Bettermann, einem erstaunten Publikum am Mittwoch im Polnischen Institut bei der Verleihung des Deutsche-Welle-Literaturpreises . „Die Texte müssen zwar auf Polnisch geschrieben sein – aber wo ihre Autoren leben, das war nicht vorgegeben.“ So ging der erste Preis an den 37-jährigen Michal Szalonek , der seinen Wohnsitz in Berlin und Kattowitz hat und hauptberuflich als Übersetzer arbeitet. Seine Erzählung „Das Zimmer“ reicht zurück ins Westberlin der Achtzigerjahre und trägt autobiografische Züge. Auch die Protagonistin der zweiten preisgekrönten Erzählung „Die Giftfresser“ von Zyta Rudzka ist in Berlin aufgewachsen. Sie begibt sich jedoch nach dem Tod ihrer polnischen Mutter auf eine Reise in deren Heimatstadt Siemiatycze – und damit auf eine Spurensuche nach den traumatischen Erlebnissen, die der Mutter als jüdischem Mädchen im Zweiten Weltkrieg widerfahren sind.

Gerne hätte man die Texte von ihren Autoren gehört. Aber die Preisträger waren leider nicht anwesend. Und da auch der Jury-Vorsitzende Andrzej Stasiuk, selbst einer der wichtigsten Autoren der polnischen Gegenwartsliteratur, in seinem Bergdorf in den Beskiden eingeschneit festsaß, wurden die Urkunden stellvertretend dem polnischen Gesandten überreicht.

Stefanie Müller-Frank

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