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Kultur: „Proms“ und Berliner Clowns

Eine

von Michael S. Cullen über ein versautes Vergnügen

Am vergangenen Samstag schloss die BBC-Promenade-KonzertReihe ihre 111. Saison mit der zur Tradition gewordenen „Last Night of the Proms“. Eine „Last Night“ gliedert sich in zwei Teile: Im ersten wird Klassik, durchsetzt mit zeitgenössischer Musik, von einem aufgeschlossenen Publikum genossen. Nach der Pause wird auch eine Mischung geboten, aber eben die typische „Proms“-Mischung, bei der britischer Patriotismus, Patriotismus mit Ulk nicht fehlen. Immer dabei: „Rule Britannia“, Edward Elgars „Pomp & Circumstance-Marsch Nr. 1 D-Dur (bei dem der Text „Land of Hope and Glory“ vom Publikum mitgesungen wird), schlussendlich „God Save the Queen“ und „Auld Lang Syne“.

Die Briten sind vollkommen, jedenfalls in ihrem Spaß und mit ihrer Technik. Für die „Fantasia on British Sea Songs“ von „Proms“-Gründer Henry Wood wurden Orchester und Musiker aus Belfast, Manchester, Glasgow und Swansea zusammengeschaltet – eine technische und musikalische Meisterleistung.

Das NDR-Fernsehen, das das Konzert nach der Pause überträgt – mit dem bewährten Kommentar von Rolf Seelmann-Eggebert – schreibt auf seiner Website: „Traditionellerweise mischt sich das bei der Abschlussveranstaltung dieses einmaligen Festivals meist fantasievoll kostümierte und mit Fahnen, Rasseln und Tröten ausgerüstete Publikum lautstark in das musikalische Geschehen auf dem Podium der Royal Albert Hall ein. Ein Spaß, der sich auch in der traditionellen Live-Übertragung einem weltweiten Millionenpublikum nachhaltig mitteilt.“

Richtig. Nur: Auf einige Deutschen ist Verlass, wenn es darum geht, das, was bereits vollkommen ist, noch vollkommener machen zu wollen. Wohl aus Angst, das Publikum in Berlin könnte sich langweilen, bringt das Kulturradio des RBB zwei Pausenclowns – pardon: Conférenciers – auf die Bühne: den von mir sehr geschätzten, guten, alten Jolyon Brettingham-Smith und einen gelegentlich komischen Mr. Britton. Und dann: Gerade in den Teilen, in denen das Publikum in London mit Schnack und freundlichem Meckern am Konzert-Geschehen partizipiert, dreht der Tonmeister in Berlin den Ton ab und lässt die Clowns auftreten. Das ist – pardon: Scheiße!

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