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Rechteverwertung: Gema fordert 1000 Prozent mehr Geld

Eine "Verarmung der Veranstaltungskultur" befürchtet die Bundesvereinigung der Musikveranstalter angesichts neuer und oftmals höherer Tarife der Verwertungsgesellschaft Gema.

Die Folge der steigenden Kosten ab Januar 2013 seien deutlich weniger Musikveranstaltungen, sagte Stephan Büttner, Geschäftsführer der Vereinigung. Viele Diskotheken seien bei teils extremen Steigerungen in ihrer Existenz gefährdet.

Die Gema wandte ein, dass für 60 Prozent der Musikveranstaltungen keine höheren Gebühren anfallen oder diese sogar sinken würden. Insbesondere kleinere Veranstaltungen würden profitieren. Büttner verwies hingegen darauf, dass sich für Diskotheken die Gema-Gebühr durchschnittlich um 400 bis 500 Prozent, in einigen Fällen sogar um mehr als 1000 Prozent erhöhe.

Als Beispiel nannte er eine an zehn Tagen im Monat geöffnete Disko mit 300 Quadratmetern Fläche und einem Eintrittspreis von 15 Euro. „Eine solche Diskothek zahlt derzeit etwa 10 000 Euro pro Jahr. Nach der neuen Tarifstruktur werden es rund 130 000 Euro sein. Das entspricht einer Steigerung von 1200 Prozent.“ Die Gema hatte angekündigt, ab Januar 2013 ihre Tarifstruktur zu ändern. Statt wie bisher elf Tarife sollen künftig nur noch zwei gelten, je nachdem, ob auf einer Veranstaltung Livemusik gespielt wird oder eine sogenannte Tonträgerwiedergabe stattfindet. Für die Berechnung sind nur noch zwei Angaben ausschlaggebend: Die Höhe des Eintrittsgeldes und die Größe der Veranstaltung. „Die Vereinfachung wurde von den Musiknutzern in der Vergangenheit vielfach gewünscht“, sagte Gema-Sprecher Peter Hempel. Die exorbitanten Erhöhungen für Diskotheken räumte er ein: Wer künftig 500 Prozent mehr abführe, habe in der Vergangenheit eben auch „500 Prozent zu wenig bezahlt“, sagte Hempel. Für eintrittsfreie Veranstaltungen auf einer Fläche bis 100 Quadratmetern ergäben sich jedoch keine Veränderungen. Wie viele Musikveranstaltungen künftig sogar weniger bezahlen müssen, sagte die Gema auf Nachfrage allerdings nicht.

Die Bundesvereinigung der Musikveranstalter hält das Argument, die Tarife vereinfachen zu wollen, für einen Vorwand, um Erhöhungen durchzusetzen. „Die Gema nutzt ihre Monopolstellung aus“, klagte Büttner. An eine Entlastung kleinerer Veranstaltungen mag er nicht glauben. Rechtliche Schritte gegen die neuen Tarife schließt er nicht aus. „Wir prüfen alle juristischen und politischen Möglichkeiten.“ Die Gema hingegen betrachtet sich als die Bewahrerin der Urheberinteressen. Für diese will sie nun mit einer Imagekampagne werben. Ab Dienstag soll in 14 Städten mit Plakaten unter dem Motto „Musik ist uns was wert“ auf die Leistungen von Komponisten und Textern aufmerksam gemacht werden. (dapd)

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