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Schadi Habasch (l.) starb im Gefängnis, Galal El-Behairy und Mustafa Gamal sind in Haft.

© Cinema for Peace

Regisseur Schadi Habasch starb im Gefängnis: Verhaftet wegen eines Musikvideos

Menschenrechtler werfen Ägyptens Regierung vor, für den Tod des Filmemachers verantwortlich zu sein. Eine medizinische Behandlung soll verweigert worden sein.

Mehr als sechzig Organisationen, darunter Cinema for Peace, die Europäische Filmakademie und das Kairoer Institut für Menschenrechtsstudien, fordern vom ägyptischen Justizministerium Aufklärung über die Haftbedingungen und Todesumstände des Filmemachers Schadi Habasch. Habasch starb Anfang Mai mit 24 Jahren im berüchtigten Toro-Hochsicherheitsgefängnis in Kairo.

Der Regisseur war im März 2018 festgenommen worden, nachdem er ein Musikvideo zum Song "Balaha" des im Exil lebenden Rockmusikers Rami Essam veröffentlicht hatte.

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Darin wird Präsident Abd al-Fattah as-Sisi als "Balaha" verspottet. Das Wort steht für Dattel, umgangssprachlich aber auch für Lügner. Zwei Musiker, die an dem Video beteiligt waren - Galal El-Behairy und Mustafa Gamal, befinden sich weiter im Gefängnis. Ein Prozess war Habasch nie gemacht worden. Nach ägyptischem Recht darf ein Verhafteter maximal zwei Jahre - 730 Tage - in Untersuchungshaft bleiben. Bei Habasch waren es bis zu seinem Tod 793 Tage.

Die Menschenrechtler werfen der ägyptischen Regierung vor, für seinen Tod verantwortlich zu sein, weil sie ihm notwendige medizinische Behandlung verweigert hätten. Als Habasch im Sterben lag, sollen die Häftlinge in den umliegenden Zellen stundenlang lärmend protestiert haben.

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Präsident Al-Sisi geht seit seiner Machtübernahme im Jahr 2013 brutal gegen Kritiker vor. Unabhängigen Beobachtern zufolge wurden seitdem mindestens 60000 Menschen inhaftiert. Unter ihnen sind viele Künstler, Schriftsteller und Journalisten wie die Schauspieler Walid Atef and Ahmed al-Gary, der Satiriker Shady Abouzeid und der Blogger Alaa Abdel Fattah.

Das Arabische Netzwerk für Menschenrechtsinformationen beschuldigt die ägyptischen Behörden, die Coronakrise zu nutzen, um gegen Oppositionelle vorzugehen. Seit Beginn der Pandemie seien mindestens zehn Journalisten verhaftet worden. Ein "Guardian"-Reporter wurde ausgewiesen, weil er die offiziellen Angaben über die Infektionszahlen in Frage gestellt hatte. Tsp/dpa

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