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Kultur: Rekord, Rekord

MoMA in Berlin: rundum erfolgreich

Peter Raue liebt die Kunst der Inszenierung. Der Theaterfreund nannte die bereits bekannte Zahl von knapp 1,2 Millionen Besuchern in sieben Monaten, sparte aber die Überraschung der Bilanzpressekonferenz zu „Das MoMA in Berlin“ für den Schatzmeister des veranstaltenden Freundeskreises auf. Jan Oelmann verkündete daraufhin einen Überschuss von sage und schreibe 6,5 Millionen Euro.

Damit hatte niemand gerechnet, nachdem Vereinsvorsitzender Raue die Erwartungen stets auf eine „schwarze Null“ zu beschränken wusste. Doch neben den erheblichen Ausgaben der Besucher wirkten sich der Wegfall der Versicherungsprämie durch die Staatshaftung, der günstige Dollarkurs mit allein 1,7 Millionen Euro Ersparnis sowie die Liquiditätshilfen des mit einer Million Euro beteiligten Sponsors Deutsche Bank positiv aus. Jetzt hat der Verein der Freunde der Nationalgalerie, der allein das Risiko getragen hat, auch den Segen – und mit ihm die Nationalgalerie, satzungsgemäß Nutznießer der Überschüsse. Über deren Verwendung wird eine Mitgliederversammlung im Oktober befinden. Über Kaufwünsche schwiegen sich Raue und Nationalgalerie-Chef Peter-Klaus Schuster jedoch aus.

Auf der Kostenseite schlug „MoMA in Berlin“ mit 12,5 Millionen Euro zu Buche. Davon dürften gut acht Millionen als Leihgebühr – wie immer die Verantwortlichen sie umschreiben wollen – nach New York geflossen sein.

Die 1,2 Millionen Besucher – darunter 177000 Käufer von „VIP-Tickets“ – verteilen sich auf 30 Prozent Berliner und 70 Prozent auswärtige Besucher, wie Stichprobenbefragungen ergeben haben. Ein Anteil ausländischer Besucher von nur 4,2 Prozent scheint – dem subjektiven „Höreindruck“ bei eigenen Ausstellungsbesuchen zufolge – etwas zu niedrig geschätzt zu sein. Jedenfalls kamen im Tagesmittel 6500 Interessenten, die im Schnitt zwei bis drei Stunden Wartezeit in Kauf nahmen. Einmal im Inneren des Hauses, nahmen sie an 5000 vorgebuchten Führungen teil oder lauschten den insgesamt 80 „MoMAnizer“ genannten Bild-Erklärern. Anschließend erwarben sie nicht weniger als 182000 Kataloge sowie 580000 Postkarten. Rekord für einen einzigen Tag bedeuteten zwölf Stunden Wartezeit und 11800 Besucher.

„Ich bin froh, dass jetzt kein Leerstand entsteht“, frohlockte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nach den Erfolgszahlen. Doch ein Programmfeuerwerk konnte Museums-Chef Schuster gestern noch nicht abbrennen. Zumindest kündigte er für die künftige Sammlungspräsentation der Nationalgalerie eine „Mischung der Gattungen“ an, also unter Einschluss von Fotografie und Design. Und man werde fürs Marketing lernen, insbesondere beim Kulturforum.

Rundum zufrieden war MoMA-Chef Lowry. Er nimmt die 200 Meisterwerke ohne jeden Schadensfall mit zurück nach New York. Sein Abschiedsgruß: „Thank you, Berlin“.

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