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© ddp

Religiöse Satire: Entrüstung über Ausstellungsschließung

Empörung macht sich in Berlin breit: Wegen der Gewaltandrohung von Muslimen wurde die Ausstellung einer dänischen Künstlergruppe geschlossen. Politiker und Künstler fordern die sofortige Wiedereröffnung.

Die Schließung der Ausstellung einer dänischen Künstlergruppe nach Drohungen durch Muslime hat Entrüstung hervorgerufen. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte am Samstag, es gehöre zu einer freien Gesellschaft, dass man auch karikierende Äußerungen ertragen kann. Diese Toleranz müsse jeder aufbringen, der hier lebe. Oppositionspolitiker und Künstler forderten am Wochenende eine schnelle Widereröffnung der Ausstellung sowie deren Schutz.

Die Schau der Gruppe Surrend in der Moabiter Turmstraße war Ende der Woche aus Sicherheitsgründen vorerst geschlossen worden. Anlass sind massive Proteste gegen eines der 22 ausgestellten Plakate. Darauf ist der würfelförmige Kaaba in Mekka zu sehen, das zentrale Heiligtum des Islam. Darüber steht "Dummer Stein".

Sicherheitskonzept soll erarbeitet werden

Der Kunstverein Tiergarten hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass aufgrund von Sicherheitserwägungen die Ausstellung der Künstlergruppe in der Galerie Nord vorübergehend geschlossen bleiben muss. Nach Androhung von gewaltsamen Reaktionen auf die laufende Ausstellung "ZOG" sehe sich der Verein nicht in der Lage, die Sicherheit von Besuchern und Mitarbeitern zu gewährleisten.

Aufgebrachte Muslime hatten am Dienstag die Ausstellung gestört und verlangt, das Poster zu entfernen. Die Künstlergruppe Surrend ist für ihre satirisch-politischen Karikaturen und Plakate bekannt. Die Abkürzung ZOG steht für Zionist Occupied Government (deutsch: zionistisch besetzte Regierung) und versteht sich als Persiflage auf Verschwörungstheorien.

Nach Angaben des Bezirksamts Mitte werden zurzeit von behördlicher Seite mögliche Gefahren geprüft und ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Ziel sei es, die Ausstellung so bald wie möglich wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Laut Medienberichten soll am Montag ein entsprechendes Gespräch stattfinden.

FDP: Körting soll zweiten "Idomeneo" verhindern

Der Berliner FDP-Landesvorsitzende Markus Löning forderte von Körting, umgehend sicherzustellen, dass die Ausstellung unverzüglich wieder geöffnet wird. Eine "vorauseilende Selbstzensur" wie bei der Aufführung von Idomeneo dürfe es nicht noch einmal geben.

Nach Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo" im September 2006 an der Deutschen Oper Berlin aus Angst vor islamistischen Anschlägen war Körting bundesweit in die Kritik geraten. In der Inszenierung von Hans Neuenfels' trägt Idomeneo die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne.

Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, der die Ausstellung am 22. Februar mit eröffnet hat, hatte bereits am Freitag eine "konsequente Verteidigung" der Meinungs- und Kunstfreiheit angemahnt. Wer mit Selbstjustiz drohe, stelle sich "außerhalb unserer Rechtsordnung und damit unserer Gesellschaft, weil er die Normen des Zusammenlebens verletzt", hieß es in einer Erklärung. (ut/ddp)

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