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Religion: Die Wiederentdeckung des Reformationstages

Die Landesbischöfin Margot Käßmann will den Reformationstag wieder in den Fokus der Gesellschaft rücken. Sie zeigt sich besorgt, wie wenig Deutsche über den Thesenanschlag Martin Luthers Bescheid wissen.

Für eine Wiederentdeckung des Reformationstages wirbt Hannovers Landesbischöfin Margot Käßmann. "Oberflächlich gesehen kann der Eindruck entstehen, dass der Reformationstag hinter Halloween mehr und mehr verblasst", sagte Käßmann. Ein Fest mit Kürbissen, Dekoartikeln und ein bisschen Spuk lasse sich leichter vermarkten als der Gedenktag an den Thesenanschlag Martin Luthers. Die kirchliche Erneuerung aber, die die evangelischen Christen am 31. Oktober feierten, habe Entscheidendes zuwege gebracht. "Was war das für eine revolutionäre, die Welt verändernde Bewegung."

"Für mich ist es ein Armutszeugnis, wie wenig Menschen in unserem Land davon wissen", sagte die Bischöfin. "Weltgeschichte wurde da geschrieben, das Individuum wurde entdeckt, ein Bildungsvorgang sondergleichen wurde in Gang gesetzt." Die Kirche der Reformation lebe bis heute davon, sich ständig zu erneuern und nicht zu stagnieren. "Es ist ein Kennzeichen des Protestantismus, gegen Starres, Festgefahrenes, das nicht Gott und den Menschen dient, anzutreten." Möglich werde dies im theologischen und sozialethischen Disput ebenso wie im Dialog mit Wirtschaft und Politik.

Käßmann: Halloween ist nicht nachhaltig

Der Halloween-Trubel sei wenig nachhaltig, sagte Käßmann. "Der 31. Oktober ist so oder so ein kirchlicher Feiertag." Denn der Name "Halloween" leite sich vom "Allhallows Eve(ning)" ab, dem Vorabend des katholischen Allerheiligen-Tages. "Wir gehen deshalb als hannoversche Landeskirche mit der Aktion "Hallo Luther" bewusst den Weg, den Reformationstag in seiner theologischen Bedeutung wieder in den Mittelpunkt zu rücken, ohne dabei ein Augenzwinkern auf den Zirkus rund um Halloween zu vergessen." Gleichzeitig solle nicht vergessen werden, dass die Menschen im Mittelalter wahrhaftig existenzielle Ängste vor Geistern hatten und die reformatorische Bewegung auch eine Befreiung von solchen Ängsten war.

"Übrigens, es wäre eine falsche Blickrichtung, die Wiederentdeckung des Reformationstages als anti-ökumenisch zu sehen", sagte die hannoversche Bischöfin. "Es geht doch darum, die gemeinsame Kirchengeschichte - denn die Geschichte der Trennung ist eine gemeinsame - anzuschauen, die unterschiedlichen Profile zu sehen, aber auch die gemeinsame Herausforderung, christlichen Glauben in eine säkularisierte Welt überzeugend einzubringen." (nal/dpa)

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