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Kultur: Roberto Ciulli im Gespräch: Winter in Teheran

Erneut war das Mülheimer Theater an der Ruhr zu Gast beim Fadjr-Festival in Teheran. Das letztjährige Kulturfest in Irans Hauptstadt war gekennzeichnet von Aufbruchstimmung.

Erneut war das Mülheimer Theater an der Ruhr zu Gast beim Fadjr-Festival in Teheran. Das letztjährige Kulturfest in Irans Hauptstadt war gekennzeichnet von Aufbruchstimmung. In der Zwischenzeit sind liberale Zeitungen verboten und Teilnehmer der Berliner Iran-Konferenz in letzten April zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Sie kommen soeben aus Teheran. Wie kalt ist dort das politische Klima?

Einerseits gibt es Enttäuschung darüber, dass die Erwartungen großer Teile der Gesellschaft in den Reformprozess sich nicht erfüllt haben. Andererseits haben die liberalen Kräfte nicht resigniert. Die Mehrheit der Bevölkerung unterstützt die Reformen, daran hat sich nichts geändert.

Gegen die Teilnehmer einer Iran-Konferenz, aber auch den Dolmetscher der deutschen Botschaft, Said Sadr, sind drastische Urteile gefällt worden.

Fast gleichzeitig sind ja strenge Urteile gegen die dem Geheimdienst angehörenden Verantwortlichen der so genannten Serienmorde an Oppositionellen ergangen. Beide Prozesse spiegeln den Kampf der Konservativen gegen die Liberalen wider. Ich habe mit Sadr gesprochen, er ist auf freiem Fuß, geht in Berufung und ist zuversichtlich. Der Kontakt mit Westlern ist für mutige Iraner gefährlich, darum müssen wir aufpassen, was wir tun. Natürlich sind die Urteile gegen die iranischen Teilnehmer jener Konferenz skandalös. Andererseits war die Konferenz selbst ein Skandal. Die deutsche Gastgeberin, die Heinrich-Böll-Stiftung, hätte ihre Gäste schützen müssen. Wenn man aber eine Teilnehmerin, die im Iran politisch engagiert ist und dafür gehasst wird, einem Tumult aussetzt, der sie zwingt, ihr Kopftuch abzulegen, oder wenn randalierende Exil-Iraner im Publikum sich ausziehen und das Fernsehen dies zeigt, dann muss man wissen, dass es im Iran ausgeschlachtet wird, weil es auch liberale Iraner sittlich abstößt.

Ist es richtig, dass Bundeskanzler Schröder als Reaktion auf die Urteile seinen fürs Frühjahr geplanten Iran-Besuch verschoben hat?

Die Reformer im Iran halten dies für falsch. Es ist Wasser auf die Mühlen der Konservativen. Möglicher Weise wird dadurch aber auch Druck erzeugt. Wir Kulturschaffende aber müssen die winzige Schleuse des Kulturaustausches weiter nutzen, damit sie nicht geschlossen wird. Ich habe in meinen Gesprächen mit dem Kulturministerium vereinbaren können, die Kontakte noch zu intensivieren.

Wie entwickelt sich das Theater im Iran?

Ich habe Aufführungen gesehen, die letztes Jahr unmöglich gewesen wären. Es wird direkt oder metaphorisch die herrschende Unfreiheit im Land thematisiert, mehrere Inszenierungen hatten sogar jene Serienmorde zum Gegenstand. Und die Qualität der Aufführungen steigt.

Erwarten Ihre iranischen Freunde nicht von Ihnen ein Zeichen gegen die neue staatliche Willkür?

Die Prozesse im Zusammenhang mit der Berliner Konferenz zu verurteilen war möglich, das habe ich getan. Doch man muss aufpassen, nicht weiter gehen zu wollen als die Reformer selbst. Diese sehen die Konservativen mit dem Rücken zur Wand und möchten ihnen einen Weg eröffnen, ohne Gesichtsverlust hinaus zu gehen. Es geht darum, ein Blutbad zu vermeiden.

Sie kommen soeben aus Teheran. Wie kalt ist dort d

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