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Römerschiff: Rudern wie die Römer

Geschichtsstunde mit Christiane Peitz anhand des Römerbootes, das am Wochenende auf der Spree zum Rudern einlud.

Auf dem Römerschiff, das am Wochenende unweit des Reichstags an der Spree festmachte, legten sich nicht nur authentisch gekleidete „Germanen“ ins Zeug, sondern auch Staatssekretäre und Bundestagsabgeordnete. „Leinen los“ hieß es unterhalb der Moltkebrücke für die nach antiken Funden in Originalgröße (16 mal 3 Meter) nachgebaute Victoria. Auch andere aufgeweckte Zeitgenossen durften an den 20 Ruderplätzen Geschichte hautnah erleben – zur Vorbereitung auf die Ausstellungs-Trias „Imperium Konflikt Mythos“, die ab 16. Mai an Hermann den Cherusiker und die Varusschlacht vor 2000 Jahren erinnert. An Originalschauplätzen, versteht sich: In Haltern am See war die römische Garnison stationiert, in Kalkriese lag das Schlachtfeld und in Detmold steht seit 1875 das Hermannsdenkmal.

Zum Mitmach-Theater (siehe Tsp. vom 5. April) gesellt sich die Mitmach-Geschichte. Auch die Bildhauerin Susanne Tunn war immer auf Tuchfühlung mit der germanisch-römischen Historie. Aus ihrem Kinderzimmer in der Thusneldastraße konnte sie das Hermannsdenkmal sehen, ihr Vater hieß ebenfalls Hermann. Für „Colossal Kunst Fakt Fiktion“, eine weitere das Jubiläum begleitende Ausstellung (ab 25. April in Bauernhöfen im Osnabrücker Land), bearbeitet Susanne Tunne einen 21 Tonnen schweren Steinbrocken aus Muschelkalk.

2000 Jahre Varusschlacht – und der Ruderclub ist nur der Anfang. Das Begleitprogramm zu den drei Hauptausstellungen annonciert gleich mengenweise Sinnliches für jedermann, sei es der Schauspielspaß „Hau den Hermann“, die GermanienWanderung „Verona, wir kommen“, die Kinder-Mitmachoper „Tusnelda“ oder das Musikdrama „Hermann meets Händel“, bei dem Herbert Feuerstein auf den barocken Spuren des Arminius wandelt (www.imperium-konflikt-mythos.de) .

Hermann, der mythische Held der Nation? Hermann, der Zeitgenosse! Angebaggert, angefasst, einverleibt. Es begann mit den großen Geschichts-Eventausstellungen und gipfelt nun in den Cheruskersohn-Shows: Nur in der extremen Nahaufnahme scheint Geschichte dem Publikum von heute noch zumutbar. Egal, wie unklar und umstritten die Quellenlage sich darstellt, auch Arminius ist, bitte schön, einer von uns. Bedeutet Geschichte, Erinnerungskultur, Literatur, Theater, Kunst nicht auch das genaue Gegenteil: das ganz Andere, das Geheimnis, das Fremde, das aufregend Verworrene, das unsere beschränkten Sinne übersteigt? Wo bitte bleibt das Staunen, wenn wir alle im gleichen Römerboot sitzen?

Eine

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