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Kultur: Rouse, Zimmermann im Konzerthaus

Die Konzertsaison ist, zugegeben, noch im Gange, aber der derzeitige motivische Schwerpunkt für die Veranstaltungen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt ist schon jetzt ein dazwischen gerufenes Bravo wert. "Zum Raum wird hier die Zeit" könnte der zu philosophischem Spekulieren aufgelegte Konzertgänger bei fast jedem aufgeführten Werk der Musikgeschichte ausrufen.

Die Konzertsaison ist, zugegeben, noch im Gange, aber der derzeitige motivische Schwerpunkt für die Veranstaltungen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt ist schon jetzt ein dazwischen gerufenes Bravo wert. "Zum Raum wird hier die Zeit" könnte der zu philosophischem Spekulieren aufgelegte Konzertgänger bei fast jedem aufgeführten Werk der Musikgeschichte ausrufen. Stücke die sich nicht unter das Thema "Farbe, Form, Figur" fassen ließen, müsste man an der Kasse zurückgeben, aber die schlichte Frage "Populär? Elitär?" ist durchaus vielgestaltiger Antworten wert: Schließlich trifft sie noch immer den Nerv des klassischen Musikbetriebs.

Dass der Jazz zu Anfang des 20. Jahrhunderts in die abendländische Kunstmusik einsickerte, nervte die Zeitgenossen seinerzeit ebenso wie heutige Crossoverprojekte ihre Feinde finden. Drei Antworten westlicher Komponisten auf die Herausforderungen des Jazz präsentierte nun am Sonnabendabend das Berliner Sinfonie-Orchester unter der Leitung des begabten jungen Dirigenten Christian Arming. Kann man der 2. Sinfonie des 1949 geborenen Christopher Rouse wirklich ihren populären Swing, ihre paukenden Haudrauf-Effekte zum Vorwurf machen?

Sicher nicht. Darf man fragen, ob Rouse neben Theaterdonner und Synkope (unelitär: Betonungsverschiebung gegenüber dem normalen Taktschlag) nicht auch ein paar formale Überraschungen mehr in der Schlusssteigerung seines sauber dreigeteilten Werk hätte unterbringen können? Schon eher. Und auch wer sich bei dem nachfolgenden Trompetenkonzert "Nobody knows de trouble I see" von Bernd Alois Zimmermann von dessen zwölftönigen Sprödigkeiten abgeschreckt fühlte, konnte doch immerhin die Schönheiten der gegenüber Rouse deutlich differenzierteren Orchesterpalette genießen. Etwas kühl, aber versiert meisterten das BSO und der Solist William Forman die spannenden klanglichen Überblendungen, in denen die Trompete plötzlich nach Saxophon schmecken durfte - und umgekehrt. Zur Hochform an spieltechnischer Genauigkeit lief das Ensemble in Leonard Bernsteins West-Side-Story auf.

Einzige kritische Zwischenfrage: Funktioniert populär nicht auch mal im pianissimo? Nun, die Konzertsaison dauert ja noch an.

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