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Kultur: Rückblick: Blues

"Gruezi miteinand." Hank Shizzoe kommt aus Bern.

"Gruezi miteinand." Hank Shizzoe kommt aus Bern. Unschweizerisch dreckig ist der Sound seiner amerikanischen Roots-Musik im Miles. Verzerrter Gesang. Verzerrte Bottleneckgitarre. Bluesig. Blues-Publikum: ältere Männer mit langen Haaren, Bärten und Bäuchen. Shizzoe, der dünne Mann, den Schlotterhosen und schwarzes T-Shirt, Intelligenz und Humor sympathisch unmodisch erscheinen lassen, hat eine hervorragende Platte gemacht. In der Fortsetzung der Tradition so entspannt bodenständiger Gitarristen wie J.J. Cale, Ry Cooder und Lowell George hat er seinen eigenen Ausdruck gefunden: Seele, Leidenschaft, aufrichtiges Gefühl. Nach dem Keith-Richardsschem Prinzip nicht gespielter Töne spielt er wunderbares Löcher in seine kleinen Alltagsgeschichten, die durch den Kontrast von akustischen und elektrischen Gitarren einen zusätzlichen Reiz bekommen. Auf dem Album bedient er alle Instrumente selber. Könnte er das doch bloß auch im Konzert. Aber geht ja nicht. Und so bezwiebelt ein Mann mit Miles-Davis-T-Shirt den Kontrabass hektisch wahnhaft als wäre er gerade Bonnies Ranch entwichen, mit gespenstisch selbstverliebten Grimassen und Abrutschern vom Griffbrett. Und ein weißbezopfter Drummer hat Unmengen Gezimbel rumhängen, hängt selbst im Rhythmus, und soliert mit filzgekloppeltem Gewittergepolter. Da kann sich der gute Hank noch so mühen mit seinen bezaubernden Stories über die Dämlichkeit von Fernsehtalkshows, über bissige Hunde oder die Liebe, da kann er noch so großartig Telecaster, Les Paul und Bouzouki bearbeiten - mit der Band rollt es nicht so recht und die Magie der CD schimmert nur manchmal durch. Zu schade - nach dieser exzellenten Platte.

H.P. Daniels

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