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Kultur: Rückblick: Comedy: Plauderton

Eigentlich könne er ja nichts: Weder tanzen, noch singen, noch Theater spielen, grinst Dieter Nuhr gleich zu Anfang ins Publikum. Man solle deshalb vom Abend auch gar nichts erwarten.

Eigentlich könne er ja nichts: Weder tanzen, noch singen, noch Theater spielen, grinst Dieter Nuhr gleich zu Anfang ins Publikum. Man solle deshalb vom Abend auch gar nichts erwarten. Stimmt natürlich nicht, denn eins kann der Senkrechtstarter der Deutschen Comedy-Szene ganz prima: Reden. Labern, quasseln, schnacken, vom Hundertsten ins Tausendste und wieder zurück, dass man das Unnatürliche der ganzen Szenerie bei den Wühlmäusen manchmal fast vergisst (bis 31.7., täglich bis auf Mo 20 Uhr). Denn den gelassenen Plauderton der Alleinunterhalter alter Schule hat der Mann mit dem selbstbewussten www.nuhr.de -Signet auf dem T-Shirt endgültig auf die Müllhalde der Kleinkunst geworfen. Statt dessen ein Powerplay des Redestroms, dass selbst die etwas grobkörnigeren Bitte-lachen-Gags nur einen kurzen Detonationsmoment haben. Dass Nuhr neben einigen zündenden Pointen unter reichlich eigenem Gelächter auch etliche kabarettistische Uralt-Blindgänger verfeuert, muss man wohl hinnehmen. Ebenso, dass er nur auf die allersichersten Humor-Zielscheiben hält: Ja, Männer sind nun einmal anders als Frauen. Sie fahren besessen immer im Kreis und nennen das Formel 1, während Frauen beim Autofahren immer irgendwo hinwollen - wenn auch nur ins nächste Schuhgeschäft. Eben die Welt des kleinen Mannes mit dem Dauerärger über Politessen, Parkplatzklauer und Muttis unablässige Ermahnungen, nur optisch mit Sportoutfit und nettem Schwiegersohn-Dauerlächeln aufgefrischt. Und Lächeln kann er eigentlich fast noch besser als Reden.

Jörg Königsdorf

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