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Vollkommen logisch: Um Männern zu zeigen, wo sie nicht hinsollen, müssen Brüste erst freigelegt werden. Wie sollte man sein Anliegen auch sonst vortragen?

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Irrer Belästigungs-Wahnsinn!: Philipp R. wirft Rainer B. Anzüglichkeiten vor

Brüderle-Skandal und kein Ende. Nachdem neue Belästigungsvorwürfen gegen den FDP-Spitzenkandidaten aufgetaucht sind, kommt heraus: attraktive Vorsitzende werden strategisch eingesetzt, um Politiker zu ködern.

In der Belästigungsaffäre gerät FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle immer mehr in Bedrängnis: Nachdem eine „Stern“-Journalistin über Anzüglichkeiten berichtet hatte, meldete sich nun ein weiterer Betroffener bei der Wahnsinn!-Redaktion. Das Parteimitglied Philipp R. zeichnet in seinem mit Wachsmalkreide erstellten Bericht das Bild von Brüderle als ewig gestrigem Mann von heute, der weder vor Herrenwitz, Herrentorte noch Herrengedeck zurückschreckt.

Hier einige Auszüge: „Wir treffen uns nach der Niedersachsenwahl in zwangloser Atmosphäre in einer Hafenbar, um bei ein paar Eimern Jägermeister Parteiposten hin- und herzuschachern. Danach will ich mit etwas Bauchrednerei die Stimmung lockern. Oft erfahren Bundesvorsitzende mehr Zuspruch in dieser lockeren Atmosphäre als bei den üblichen durchchoreografierten Parteitagen. Ich sage Herrn Brüderle, dass ich mein Amt als Bundesvorsitzender durchaus ausfüllen könne. Brüderles Blick wandert auf meine Handpuppe. „Sie können eine Puppe auch ausfüllen.“ Im Laufe unsere Gesprächs greift er nach meiner Hand und küsst sie. „Herr Brüderle“, sage ich. „Sie sind Politiker, ich bin Bundesvorsitzender.“ „Politiker verfallen doch alle Bundesvorsitzenden“, lallt er. „Am Ende sind wir alle nur Menschen.“ Er bietet mir eine Tanzkarte an. Ich habe Angst zu fragen, was das ist.

Rainer und seiner. Philipp R. erhebt schwere Vorwürfe gegen Brüderle. Ob es sich um Philipp Rösler, oder um einen anderen FDP-Vorsitzenden Philipp R. handelt, ist bislang unbekannt.
Rainer und seiner. Philipp R. erhebt schwere Vorwürfe gegen Brüderle. Ob es sich um Philipp Rösler, oder um einen anderen FDP-Vorsitzenden Philipp R. handelt, ist bislang unbekannt.

© dpa

Gegen elf Uhr früh tippt ihm Guido Westerwelle an die Schulter. Brüderle verabschiedet sich von den um ihn herum in einer Lache liegenden Männern. Dann steuert er mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu. Ich halte meine Hände vor meinen Körper, doch die Handpuppe scheint ihn nur noch mehr zu erregen. Westerwelle eilt von hinten heran: „Herr Brüderle!“, ruft er streng. Er führt ihn aus der Bar. Zu mir sagt er: „Tut mir leid, das ist mir früher ständig passiert, aber man gewöhnt sich dran.“ Zu ihm sagt er: „Zeit fürs Bett.“

Die Beichte des Philipp R. löste eine breite Debatte über Sexismus gegenüber Parteivorsitzenden aus. Ein gewisser Sigmar G. meldete sich in der Wahnsinn!-Redaktion und beschwerte sich, er werde zu oft auf seinen, „zugegeben: wohlgeformten“, Körper reduziert. Andrea Nahles kneife ihm öfter in den Hintern, auch wenn sie nichts zu fassen bekäme.

Zur vollen Wahrheit gehört allerdings auch, dass in manchen Parteien junge, attraktive Vorsitzende strategisch eingesetzt werden. Dabei geht es auch darum, eine größere Nähe zu Politikern herzustellen, eine anders geartete Nähe. Offenherzigkeit gegen gelockerte Krawatten, offene Hemdknöpfe und tief gerutschte Socken.

Claudia R. und Angela M. hingegen meldeten sich ebenfalls bei Wahnsinn!, ihnen habe sich noch kein Parteimitglied auf mehr als drei Meter genähert. Auf diesen Missstand wollten sie ebenfalls hingewiesen wissen. (LdR)

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