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Kultur: Schall und Bauch - Voodoo in der Echokammer

"Reggae zu spielen, ist technisch gesehen relativ einfach", erklärt Klaus, "Reggae aber wirklich gut zu spielen, kann ganz schön schwierig werden." Klaus ist Keyboarder von Submission, einer Dub-Reggae-Band, die sich für den schwierigeren Weg entschieden hat.

"Reggae zu spielen, ist technisch gesehen relativ einfach", erklärt Klaus, "Reggae aber wirklich gut zu spielen, kann ganz schön schwierig werden." Klaus ist Keyboarder von Submission, einer Dub-Reggae-Band, die sich für den schwierigeren Weg entschieden hat. So einflußreich die Stilelemente und Produktionsmethoden des Reggae für die Musik der Neunziger auch geworden sind, nicht wenigen Musikfans erscheint er als folkloristische Kuriosität - und demnach: unzeitgemäß. Als die Berliner Band Submission vor rund drei Jahren zu den Ursprüngen des Dub zurückkehren wollte, manövrierte sie sich in ihrer Heimatstadt ins modische Abseits. Daheim ein Geheimtip, wurden sie in anderen deutschen Städten auf großen Festivals gefeiert. "Die typische Bob Marley-Fraktion sieht man eher selten auf unseren Konzerten", sagt Bassist Mirko, "überwiegend kommen Clubber und manchmal auch Veteranen, die Reggae noch aus Punkzeiten mögen."

Obwohl originaler Dub meist auf Gesang verzichtete, sind Submission immer wieder mit MCs und Sängern aufgetreten. Den Respekt des auf den Antillen aufgewachsenen Tikiman, mit dem sie seit Jahren kooperieren, haben sich Submission nicht zuletzt durch eine Musik erspielt, die bewusst den Weg der Verfeinerung geht. Klaus erinnert sich: "Anfang der Neunziger vermengten wir Gitarren-Hardcore mit Reggae-Elementen. Doch irgendwie war das ein fauler Kompromiss. Die Vertiefung und Konzentration auf etwas Essentielles blieb auf der Strecke."

Doch zunächst gab es eine technische Hürde zu nehmen. Dub-Reggae ensteht nämlich erst durch die Nachbearbeitung am Mischpult: die Gitarrenspur verdoppelt sich im Echo, das Schlagzeug ertrinkt im eigenen Nachhall, während der Bass sich unter der Regie des Mixers kurz verabschiedet, um überraschend und mit doppelter Wucht in das Stück zurückzukehren. "Ich mische bei Live-Konzerten die Klangmanipulationen dazu", erklärt Klaus. "Das Aussetzen der Instrumente, also das, was man sonst erst im Studio erzeugt, erreichen wir durch vorherige Absprachen, wer wann zu spielen hat." Eine Methode, die sie als Band so gut koordiniert haben, dass sie für die Aufnahmen der demnächst erscheinenden CD "Play" gerade einmal ein Wochenende benötigten. Dabei gibt es bei Submission keinen, der Arrangements oder Songs schreibt. Ihre Musik entsteht aus gemeinsamen Proben und gebündelten Ideen: Banddemokratie aus der sich ein tiefer, entspannt rollender Groove erhebt.Submission spielen heute um 22 Uhr im Rahmen des "Interzitty"-Festivals auf der Insel

Nils Michaelis

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