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Schinkel-Pavillon: Aufgespießt: Metzels Kebap-Monument

Für den Bildhauer Olaf Metzel, der in Kreuzberg aufwuchs, mag die Dönerherstellung eine der ersten Begegnungen mit skulpturalen Prozessen gewesen sein. Sein Kebap-Monument ist nun im Schinkel-Pavillon zu sehen.

Metzels Kebap-Monument von 2007, das gerade im Schinkel-Pavillon zu sehen ist, zitiert die Form des Berliner Exportschlagers, der als Erfindung türkischer Migranten in Deutschland zum kulinarischen Wahrzeichen für Kulturaustausch wurde. Ähnlich wie dort das Fleisch ins Brot gewickelt ist, wächst hier eine Aluskulptur spiralförmig bis knapp unter Richard Paulicks Kassettendecke, deren Waben mit dem Raster der Aluminiumstreben kommunizieren. Überhaupt bildet das Oktogon des einstigen Bankettzimmers den idealen Raum für Metzels Werk, das seinerseits auf eine Restaurantgestaltung Rudolf Bellings aus den Zwanzigern Bezug nimmt.

Im Kontrast zur Empfangsatmosphäre kommt die hermetische Bedrohlichkeit voll zur Geltung. Plexiglasstreifen sind in das Aluminium geflochten und fügen der Assoziation mit dem utopischen Tatlin-Turm einen Hauch Berliner Republik hinzu. Wie Krähen, die auf Krümel warten, gruppieren sich Bartische um das Monument – gekippt, verkeilt, in sich gebrochen, mit schwarzen Schleiern als Tischdecken. Seit den Achtzigern macht Olaf Metzel den öffentlichen Raum unsicher, wie das gerade erschienene Buch „Öffentlichkeitsarbeiten“ dokumentiert (Hatje Cantz Verlag, 68 €). Wie bei „Turkish Delight“, der vom Wiener Karlsplatz vertriebenen Aktfigur mit Kopftuch, thematisiert Metzel mit Kebap-Monument das Aufeinandertreffen von Orient und Okzident. Hier allerdings, so plakativ das Motiv zunächst anmuten mag, gelingt es ihm subtiler. Schließlich gibt es kein Gegenüber der Kulturen. Nur ein Ineinander. Kolja Reichert

Schinkel-Pavillon, Oberwallstr. 1, bis 25. 4.; Do–Sa 12–18 Uhr.

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