zum Hauptinhalt
Der Konflikt zwischen dem Iran und Israel wird auch die Medien weiter beschäftigen. Wie aber werden ARD und ZDF damit umgehen?

© AFP/Henry Nicholls

Schluss mit der Kleinstaaterei bei der öffentlich-rechtlichen Information: Was dringend ist: ein Nachrichtenkanal von ARD und ZDF

Die Berichterstattung zum iranischen Angriff auf Israel hat es erneut und nachdrücklich gezeigt: Die öffentlich-rechtlichen Programme zeigen Wimmelbild statt Durchblick.

Nein, die Öffentlich-Rechtlichen haben bei der Berichterstattung über den iranischen Angriff auf Israel nicht versagt. Mögen sie auch – wie immer übrigens – in der Schnelligkeit der Reaktion hinter BBC und CNN zurückgelegen haben, die Zuschauerinnen und Zuschauer von ARD und ZDF wurden, alles zusammengenommen, hinlänglich informiert.

Das Wie bestimmt das Was

Aber das Wie ist in dieser Frage entscheidend, weil es das Was konditioniert. In den Hauptprogrammen wurde eine Mischung aus Regel- und Sonderprogramm geboten. Mehr „Tagesschau“, mehr „heute“, aber eben auch „Sportstudio“ und Unterhaltung wie „Wer weiß denn sowas XXL“ mehr. Hier wird das Problem überdeutlich: Das Publikum wird hin- und hergerissen zwischen Kriegs-TV und Normal-TV. Wie soll diese Rechnung aufgehen, wen interessiert das Mittelfeldgeschehen in der Bundesliga, wenn mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf Israel zufliegen?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Raketenangriff muss ARD und ZDF plus die Rundfunkpolitik zu neuem Nachdenken herausfordern. Es mag ja toll sein, dass Tagesschau24 unablässig berichtet hat, wer jedoch kennt diesen Kanal, wenn er nicht wenigstens mit Laufbändern im ARD-Hauptprogramm darauf hingewiesen wird? Die gar nicht so neuen Kriegs- und Konfliktzeiten brauchen einen Berichtskanal, der nichts anderes als eben diese Kriege und Konflikte zu covern hat. Was die Zeitenwende klarmach: Ein Potpourri im Hauptprogramm und zwischen Programmen kann niemand zufriedenstellen.

Die Öffentlich-Rechtlichen sind stolz darauf, mit den gemeinsam veranstalteten Programmen von Kika und Phoenix den Willen und die Fähigkeit zur geglückten Kooperation zu präsentieren. Dann aber hört es mit der Gemeinsamkeit schon auf: Die ARD veranstaltet Tagesschau24, das Zweite sendet ZDFinfo.

Dieses Verhalten ist vom falschen Ehrgeiz gesteuert, aktuelle Live-Information besser als der jeweils andere öffentlich-rechtliche Wettbewerber leisten zu können. Und wenn dann noch die Entscheidung ansteht, dass der Zuschauer wie jetzt im Angriffsfall des Irans auf Israel zwischen ARD, ZDF, Tagesschau 24 und ZDFinfo hin und her schalten soll, ist der Effekt, genauer der Schaden groß: Wimmelbild statt Durch- und Überblick..

Ob Zukunftsrat oder Rundfunkkommission, ob Expertengremium oder Rundfunkpolitiker, die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks läuft in viele Richtungen. Ein drängendes Thema jedoch fehlt auf der Agenda: ein öffentlich-rechtlicher Nachrichtenkanal, der es mit BBC und CNN aufnehmen kann.

Mag ja sein, dass, nur zum Beispiel, für den Rundfunk Berlin-Brandenburg wichtig ist, seine Berichterstattung im West-Havelland auszubauen, so ist es ungeheuer wichtig, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen eigenständigen Nachrichtenkanal betreibt, wie er in Frankreich und Großbritannien längst betrieben wird. Denn eines wird immer so sein: Was im West-Havelland passiert, wird im West-Havelland bleiben, was im Westjordanland passiert, eben nicht.

Alles eine Frage der Finanzen? ARD und ZDF sollen im vergangenen Jahr mehr als 820 Millionen Euro für die Sportberichterstattung ausgegeben haben. Wer wagt da die Behauptung, dass es für eine ausgereifte, kohärente Auslandsberichterstattung am Geld fehlen könnte.  

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false