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Kultur: Schmerzgrenze

Der Berliner Kulturausschuss berät über Fusionen auf allen Ebenen

Die Berliner Haushaltssituation produziert beinahe zwanghaft Fusionsgelüste. Generalthema in der gestrigen Sitzung des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus war die geplante Vereinigung des Museumspädagischen Dienstes (MD) mit der Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (BKV). Dabei steht auch die Zukunft des Podewil, an dem beide Institutionen logieren, als Ort künstlerischer Produktion und Präsentation zur Debatte (siehe Tagesspiegel von gestern). Kulturstaatssekretärin Barbara Kisseler, die den erkrankten Senator vertrat, konnte freilich kaum Neues bieten. Nachdem Flierl den Ausschussmitgliedern am 16. Februar vage erste Überlegungen zur Funktion des aus MD und BKV entstehenden neuen „Kulturbüros“ umrissen hatte, kommt seine Verwaltung derzeit kaum mit dem Ausmalen hinterher.

Vier künftige „Geschäftsfelder“ hatte der Senator ausgemacht, „ein Berg von Ungereimtheiten“, wie die Ausschussvorsitzende Alice Ströver (Die Grünen) meint. Unter Leitung der unlängst berufenen BKV-Geschäftsführerin Susanne Binas soll nun eine Fusionskommission dafür sorgen, dass nach der Sommerpause ein ebenso animierendes wie rechtlich tragfähiges Konzept vorliegt. Es geht nicht nur darum, Flierls Ideengerüst konkrete künstlerische Projekte und Personen zuzuordnen. Vielmehr gilt es, aus Mitarbeitern bisher unterschiedlicher Beschäftigungsverhältnisse eine Mannschaft zu formen. Susanne Binas, so die Staatssekretärin, verstehe sich dabei als Moderatorin. Kritik entzündete sich gerade an ihrer Person: Weil die Musikwissenschaftlerin zunächst nur für ein Jahr bleiben sollte, hatte sie Flierl ohne Stellenausschreibung engagiert.

Streit kündigt sich auch bei der drohenden Abwicklung des Atelierprogramms durch die SPD im Hauptausschuss an: Wolfgang Brauer, kulturpolitischer Sprecher der PDS, nannte die Beschlussvorlage „kulturpolitisch verheerend und finanzpolitisch unsinnig“. Zur Anhörung hatte Brauer die Leiterinnen von drei „kleinen“ Institutionen geladen. Ursel Berger (Kolbe-Museum), Magdalena M. Moeller (Brücke-Museum) und Ingeborg Becker (Bröhan-Museum) berichteten über die jahrzehntelang gewachsene Eigenständigkeit ihrer Häuser. Derzeit entwickelt die Kulturverwaltung mit Museumsdirektoren ein Landesmuseumskonzept. Der Appetit auf Fusionen wächst.

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