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Kultur: Schöner fremder Mann

Oh, der hat ja lackierte Fingernägel! Barbra Streisands Staunen über den gepflegten Herrn brachte es auf den Punkt: Dieser Hasardeur hatte Manieren, die nicht nur dem kleinen jüdischen Varieté-Star Fanny den Kopf verdrehten, sondern das Publikum der gesamten westlichen Welt entzückten.

Oh, der hat ja lackierte Fingernägel! Barbra Streisands Staunen über den gepflegten Herrn brachte es auf den Punkt: Dieser Hasardeur hatte Manieren, die nicht nur dem kleinen jüdischen Varieté-Star Fanny den Kopf verdrehten, sondern das Publikum der gesamten westlichen Welt entzückten. Damals, in "Funny Girl" (1968), verkörperte Omar Sharif nicht zuletzt sich selbst: einen Casanova und leidenschaftlichen Spieler - 1973 wurde der Schauspieler sogar Bridge-Weltmeister. Allerdings einen, mit dem es - wie in "Funny Lady" (1975) als Ehemann des inzwischen erfolgreichen Ziegfeld-Stars Fanny - schnell wieder bergab gehen kann.

Die Leinwandliebe der jüdischen Diva mit dem schönen Araber, der als Maechel Shalhoub syrisch-libanesischer Herkunft in Kairo aufwuchs, hatte während des Sechs-Tage-Kriegs zwischen Israel und Ägypten zu politischen Protesten geführt. Da war Sharif längst ein internationaler Star, spätestens seitdem er 1962 auf einem Dromedar vom Wüstenhorizont herangeritten kam: Omar Sharif war als Scheich Ali in "Lawrence von Arabien" der Mann, den man zunächst nicht erkennt - um seiner erotisch-exotischen Virilität dann erst recht zu erliegen.

Entdeckt hatte ihn 1953 Ägyptens Regiemeister Yousef Chahine. Zwei Jahre später heiratet Sharif den ägyptischen Filmstar Faten Hamama und tritt ihr zuliebe vom Katholizismus zum Islam über. Ihr Sohn Tarek spielt 1965 an der Seite des berühmtesten Sharif-Helden "Dr. Schiwago" den eigenen Vater - als Kind. Ob Erzherzog, Maharadscha oder Mongolenfürst - seinem Image des verführerischen Fremden bleibt Sharif selbst als Zigarre rauchender Revoluzzer "Che!" (1969) treu. Hollywood hat den Lebemann freudig aufgenommen; einen Oscar verlieh es ihm nie. Dass er seinen Ruhm seit den siebziger Jahren in mittelmäßigen Filmen verspielen musste, liegt nicht zuletzt an seiner kostspieligen Leidenschaft für Bridge und Roulette.

Omar Sharif und der Westen: eine Geschichte der Enttäuschung. Seit 1984 lebt er wieder in Kairo und führt seit einer Herzoperation im Jahr 1993 ein maßvolles Leben. Nur mitunter rächt er sich noch - mit schlechten Manieren. Über seine einstige Filmpartnerin Streisand sagte er kürzlich, ihr größtes Problem sei, "dass sie eine Frau und dass sie schön sein will - und keins von beidem ist". Heute, an seinem 70. Geburstag, sei dies vergessen. Schließlich verdanken wir Omar Sharif die Erkenntnis, dass Männer die schöneren Menschen sind. Leider zu selten.

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