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Verführungskünstler. Uma Thurman und Robert Pattinson. Foto: StudioCanal

© dpa

Kultur: Schönheit siegt

Liebe kann sehr kalt sein: Robert Pattinson spielt „Bel Ami“.

Der Weg nach oben führt durch die Betten. „Halten Sie sich an die Frauen der wichtigen Männer“, empfiehlt Madame Forestier dem Aufsteiger Georges Duroy, einem jungen Mann aus der Provinz, der sich daran macht, die Pariser Gesellschaft des Jahres 1890 zu erobern. Madame Forestier ist eine dieser Frauen wichtiger Männer, natürlich wird Duroy (Robert Pattinson) bald auch ihr Liebhaber sein. Ihr Mann arbeitet bei einer angesehenen Tageszeitung und verschafft dem Karrieristen eine Stelle. Von Politik hat Duroy zwar keine Ahnung und auch seine schriftstellerischen Fähigkeiten sind bescheiden, aber die Ausformulierung der wöchentlichen Kolumne übernimmt ohnehin Madame Forestier, die ihrem Redakteursgatten schon seit Jahren intellektuell unter die Arme greift.

Mag sein, dass den Frauen in der Gesellschaft der boomenden Metropole vornehmlich dekorative Funktionen zugewiesen sind. Aber hinter den Kulissen haben sie die Zügel der Macht in der Hand. Mit dem Journalistendarsteller Duroy hat Guy de Maupassant in seinem Roman „Bel Ami“ den Prototyp eines Blenders erschaffen, der zwar wenig kann, aber dennoch weiterkommt, weil er zu gefallen weiß. Im deutschen Kino schlüpften schon Willi Forst (1939) und Johannes Heesters (1955) in die Rolle. In der Adaption der britischen Theaterregisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod spielt nun Teenie-Star Robert Pattinson die Rolle des abgründigen Opportunisten – und scheitert an seiner schauspielerischen Harmlosigkeit. Verkörperte Pattinson als Vampirgeliebter in „Twilight“ geradezu ein Vorbild an vorehelicher Enthaltsamkeit, macht er sich hier als gewissenloser Lebemann schon nach fünf Filmminuten über eine Prostituierte her.

Das Kalkül der Besetzung ist klar: Man hofft mit dem Mädchenschwarm auch jüngere Zuschauer für den Klassikerstoff zu gewinnen. Aber wie schon in „Wasser für die Elefanten“ neigt Pattinson auch hier zu mimischer Überperformance und findet für die Rolle nicht die notwendigen Zwischentöne. Gegen die starken Darstellerinnen, die seine Geliebten spielen, hat er keine Chance. Kristin Scott Thomas hält als Verlegergattin die Balance zwischen kalter Arroganz und eifersüchtiger Besessenheit. Christina Ricci gibt sich schnippisch und vermeintlich naiv. Und Uma Thurman überzeugt als Proto-Emanze in den Kulissen eines patriarchalen Zeitalters. Warum Donnellan und Ormerod aber überhaupt diese Geschichte erzählen, bleibt unklar. Ihr „Bel Ami“ ist braves Kostümkino.

CinemaxX Potsdamer Platz, Titania, Cubix, Kulturbrauerei, Colosseum, Thalia

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