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SCHREIB Waren: Äpfel vom Baum der Dichtung

Das ist selten: Dass ein deutschsprachiger Autor in Stuttgart geboren wurde – und dann auch noch in Stuttgart lebt, anstatt, wie die meisten, bei erster Gelegenheit aus der Stadt zu flüchten. Anna Katharina Hahn ist nach Studium in Hamburg wieder nach Stuttgart zurückgekehrt – wo auch ihr erster Roman „Kürzere Tage“ spielt, eines der Überraschungsbücher des Frühjahrs, das gerade von der Akademie in Darmstadt zum Buch des Monats gewählt wurde.

Das ist selten: Dass ein deutschsprachiger Autor in Stuttgart geboren wurde – und dann auch noch in Stuttgart lebt, anstatt, wie die meisten, bei erster Gelegenheit aus der Stadt zu flüchten. Anna Katharina Hahn ist nach Studium in Hamburg wieder nach Stuttgart zurückgekehrt – wo auch ihr erster Roman „Kürzere Tage“ spielt, eines der Überraschungsbücher des Frühjahrs, das gerade von der Akademie in Darmstadt zum Buch des Monats gewählt wurde. Zwei Frauen zwischen dreißig und vierzig, in der ersehnten Bürgerlichkeit mit Mann, Kindern, schicker Wohnung angekommen, versuchen die Fassade ihres „So-wie-es-sein- sollte-Lebens“ aufrecht zu halten. Beim Kampf um das beste Lebensmodell helfen einerseits die Rigidität der Waldorfpädagogik, andererseits werden zur Beruhigung des Perfektionswahns hin und wieder Psychopharmaka eingeworfen. Dabei merken beide nicht, dass ein paar Häuser weiter echte Not herrscht. Da wohnt Marco. Den plagt nicht die Sorge um den richtigen Feinkostapfel, der hat Angst, wieder von seinem Stiefvater verprügelt zu werden. Aber die Ignoranz der Wohlgestellten wird sich – logisch – rächen. Anna Katharina Hahn liest am 4. 4. um 21 Uhr in der Volksbühne (Linienstraße 227).

Sie war jahrelang für den Nobelpreis im Gespräch und hat mit ihren Bänden Auflagen erzielt, von denen Dichter normalerweise nur träumen. Inger Christensen war nicht nur die bekannteste dänische Poetin, sondern auch Vorbild für viele jüngere Kollegen. Landschafts - und Tierbilder spielten in ihren Gedichten genauso eine Rolle wie die Regelsysteme der Mathematik. In ihrem berühmtesten Band „Alfabet“ (1981), einer Art Schöpfungsbericht, kombinierte sie Buchstaben mit der Zahlenreihe des Mathematikers Fibonacci, bei der jede Ziffer aus der Summe der vorhergehenden entsteht. Auf die Frage, warum sie mit Systemen arbeitet, sagte sie einmal: „Auf diese Weise kommt etwas heraus, Gedichte, die eine Kombination aus der Welt und mir selbst sind.“ Am 2. Januar dieses Jahres starb Inger Christensen im Alter von 73 Jahren. Nun erinnern die Berliner Literaturhäuser zusammen mit der Akademie der Künste, dem DAAD, der Dänischen Botschaft und den Verlagen Suhrkamp und Kleinheinrich mit einer Gemeinschaftsveranstaltung an sie. Am 6. 4. lesen ihr zum Angedenken Marcel Beyer, Ulrike Draesner, Herta Müller, Lutz Seiler in der Villa Elisabeth (Invalidenstraße 3, 20 Uhr).

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