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SCHREIB Waren: Orte für Worte

Der Juni gehört traditionsgemäß dem Poesiefestival. Schon zum elften Mal findet es dieses Jahr statt – vom 4.

Der Juni gehört traditionsgemäß dem Poesiefestival. Schon zum elften Mal findet es dieses Jahr statt – vom 4. bis zum 12. in der Akademie der Künste (Hanseatenweg 10) – und widmet sich dieses Mal dem Mittelmeer. Wunderbares Festival, wunderbares Thema! In über 50 Veranstaltungen stellen 170 Dichter aus allen Anrainerstaaten ihre Arbeiten vor, „schaffen Querverbindungen, legen Bezüge und Brüche offen“, wie es im umfangreichen Programmheft heißt. Geschichten vom Mittelmeer, „dem Ort tausendfacher Bedeutungen“, das sind schon immer (Odyssee!) und heute umso mehr auch Geschichten von Exil und Flucht. Das Festival beginnt deshalb am Freitag um 13 Uhr mit einem Colloquium zur Figur des Flüchtlings, bei dem zum ersten Mal eine „Europäische Verfassung in Versen“ zum Vortrag kommt, an der über 50 europäische Dichter mitgeschrieben haben. Es diskutieren unter anderem der österreichische Dichter Franzobel, die Islamwissenschaftlerin Erika Glassen und der griechische Übersetzer Konstantinos Kosmas. Am Samstag (18.30 Uhr) sprechen Abbas Beydoun (Libanon) und Allaa Khaled (Ägypten) über die Hafenstädte Alexandria und Beirut und ihre Spannungen. Am Sonntag (18.30 Uhr) stellt der vielgereiste Michael Roes den aus Marokko stammenden Mohammed Bennis vor, um 20 Uhr folgt dann ein großer Abend zur Poesie aus dem Maghreb, dem „Bindeglied zwischen der arabischen und europäischen Welt“, in dem sich „jüdische, christliche, islamische ebenso wie afrikanische und europäische Einflüsse“ zeigen. Am Montag (18.30 Uhr) spricht Maike Albath mit dem griechischen Dichter Titos Patrikios über sein Leben und Werk. Patrikios kämpfte im Widerstand gegen die deutsche Besatzung und saß später als politischer Gefangener in Griechenland im Gefängnis.

Parallel zu den Veranstaltungen gibt es in den Räumen auch Ausstellungen zu sehen: „Thalassa/Meer“ dreier Künstler aus Zypern. Der italienische Fotograf Luca Gambi zeigt in „Das Leben der Anderen“ die Arbeitsbedingungen einer neuen Einwandergeneration in Italien. Und am Montag eröffnet in der Griechischen Kulturstiftung (Wittenbergplatz 3a, 17 Uhr) eine Ausstellung zum Leben des griechischen Literaturnobelpreisträgers Giorgos Seferis, der in seinen Gedichten immer wieder das Meer und die ihm zugehörigen Gegenstände aufgerufen hat: den Hafen, das Schiff, die Insel, das Haus.

„Hier legten wir mit den Schiffen an um die abgebrochenen/ Ruder zu flicken,/ um Wasser zu trinken und zu schlafen. Das Meer, das uns verbittert hat, ist tief und nicht zu ergründen ...“, heißt es in „Flasche im Meer“. Was Christian Enzensberger in einem Nachwort einmal über Seferis’ Gedichte schrieb, gilt wohl auch für andere Dichter des Meeres. Es scheint ganz einfach. In ihren Gedichten hat sich ein „allererstes Schema“ bewahrt: „Die Dinge sind, die Menschen tun.“ (Gesamtes Programm unter: www.literaturwerkstatt.org)

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