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SCHREIB Waren: Der Ruhm der Kornweihe

Andy Warhol hat ja seinerzeit verkündet, dass künftig jeder 15 Minuten lang berühmt sein würde. Die Chance auf zumindest fünf Minuten Ruhm bietet der Kreuzberger Poetry Slam im Lido (Cuvrystr.

Andy Warhol hat ja seinerzeit verkündet, dass künftig jeder 15 Minuten lang berühmt sein würde. Die Chance auf zumindest fünf Minuten Ruhm bietet der Kreuzberger Poetry Slam im Lido (Cuvrystr. 7) am Dienstag, der von Micha Ebeling, Michael Jakob und Luc Spada bestritten wird. Aber auch Kurzentschlossene können sich von 19.30 bis 20 Uhr an der Kasse zum Mitslammen anmelden. Ab 20.30 Uhr heißt es dann: „Dein Text, deine Bühne, deine fünf Minuten“.

Wenn man nicht gerade Bruno oder Knut heißt und zur Gattung der Problem- beziehungsweise Knuddelbären zählt, bleibt Tieren der Celebrity-Status meist verwehrt. Andererseits, so weiß der Held in Wilhelm Genazinos neuem Roman „Wenn wir Tiere wären“, hat das animalische Leben auch Vorteile. Denn während er eigentlich mit regelmäßigen Beischlafaktivitäten zufrieden wäre, wollen die beteiligten Frauen immer gleich eine Beziehung. Da bleibt nur der neidvolle Blick auf das Kornweihen-Männchen, das nach der Paarung sofort wegfliegen kann: „Ja, dachte ich, so müsste auch der Mensch fliehen dürfen.“ Genazino hat erneut einen feinnervigen Selbst- und Fremdbeobachter geschaffen, der uns wunderbare Sätze beschert: „Die schweren Tauben sahen meinen lange schon verstorbenen Tanten ähnlich.“ Am Donnerstag liest der Büchner-Preisträger um 20 Uhr im Literarischen Colloquium (Am Sandwerder 5), es moderiert Katja Lange-Müller.

Genazinos Held hat nicht nur Probleme mit Frauen, er muss auch eine kleinkriminelle Ader an sich entdecken. Hier eine kleine Schummelei beim Bezahlen, dort eine Zechprellerei und dann gar kontinuierlicher Kreditkartenbetrug. Dabei würde man dieses Gebaren bei ihm kaum vermuten. Doch wie sieht es eigentlich aus, „Das Gesicht des Täters?“ Der Anwalt Wolfgang Schüler hat unter diesem Titel authentische Kriminalfälle versammelt; die Lesung findet am Sonnabend um 20.15 Uhr im Art Room im Berlin Carré (Karl-Liebknecht-Str. 13) statt.

Die Frage nach den eigenen Identitäten stellt sich am Sonntag um 12 Uhr noch einmal in ganz anderer Hinsicht. Katja Riemann liest im KulturRaum Zwingli-Kirche (Rudolfstr.14) aus Lena Goreliks „Lieber Mischa, Du bist ein Jude“. Diese Mitteilung macht die 1981 in Leningrad geborene Autorin und werdende Mutter ihrem Sohn in Form eines langen Briefes, der ihn auf das Leben einstimmen soll – entstanden ist ein witziges und kluges Buch über jüdische Identität heute.

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