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SCHREIB Waren: Lechts und rinks

Kennen Sie Otto? Nicht den ostfriesischen Komiker, sondern den mit dem Hund?

Kennen Sie Otto? Nicht den ostfriesischen Komiker, sondern den mit dem Hund? Nein? Zumindest kennen sie Ottos Mops, denn der trotzt, hopst, kotzt. Ottos Mops ist nicht nur ein Hund, sondern vor allem ein Ohrwurm. Wetten, der sitzt Ihnen nun den ganzen Tag im Hirn? Schuld daran ist der geniale Ernst Jandl, der in überbordender Klanglust Gedichte hervorbrachte, die man zum Frühstück verordnen müsste. Schluss mit Sauertöpfigkeit, eine Prise Jandl aufs Brötchen und der Tag ist gerettet. Eine große Dosis Jandl kann man sich am Mittwoch im Kleinen Sendesaal des rbb (Masurenallee 8-14) abholen, wo um 20 Uhr die Ernst Jandl Show beginnt: „jandln – jazz me if you can“ lautet das funky Motto, unter dem die Jazzer Wolfgang Puschnig, Jon Sass und Wolfram Berger Ottos Mops mal so richtig Beine machen.

Auch politisch hatte Jandl alles Wesentliche in „lichtung“ gesagt: „manche meinen/ lechts und rinks/kann man nicht velwechsern/werch ein illtum!“ Orientierungshilfen bieten deshalb die Linken Buchtage von Freitag bis Sonntag. Am Freitag stellt Jörg Sundermeier um 20 Uhr in der Schule für Erwachsenenbildung Gisela Elsners Essayband „Flüche einer Verfluchten“ vor, mit Schriften zum Kommunismus und Nachlasstexten der Autorin. Am Samstag startet um 14 Uhr im Mehringhof-Theater (beides: Gneisenaustr. 2a) eine Lesung mit Konzert, in der Harry Rowohlt und Thomas Ebermann Texte des von den Nazis getöteten Anarchisten, Räterevolutionärs und Schüttelreimers Erich Mühsam zu Gehör bringen.

Die Kombination von Text und Musik scheint das Wochenmotto zu sein: Dass die Hommage, die Barbara Abend, Gabriele Streichhahn und Carl Martin Spengler am Freitag um 20 Uhr im Theater im Palais (Am Festungsgraben 1) Johannes Bobrowski erweisen, von Ute Falkenau am Klavier begleitet wird, ergibt sich aus dessen Werk. Der Autor war passionierter Clavichord-Spieler und orientierte sich auch beim Schreiben an musikalischen Strukturen. Bleibt die Frage: Wie kam Otto zu seinem Mops? Jandl verrät es im Gedicht „fortschreitende räude“: „him hanfang war das wort hund das wort war bei/gott hund gott war das wort hund das wort hist fleisch/geworden hund hat hunter huns gewohnt.“ Amen.

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