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SCHRIFTSTELLERSPURENKarl-May-Ausstellung: Der Schreibtischreisende

„Imaginäre Reisen“ hat das Deutsche Historische Museum seine große Karl-May-Ausstellung genannt. Nie war ein Titel passender: Seine „Reiseberichte“ aus dem Wilden Westen Amerikas oder dem Orient hat Karl May (1842 bis 1912) am heimischen Schreibtisch in Radebeul verfasst.

„Imaginäre Reisen“ hat das Deutsche Historische Museum seine große Karl-May-Ausstellung genannt. Nie war ein Titel passender: Seine „Reiseberichte“ aus dem Wilden Westen Amerikas oder dem Orient hat Karl May (1842 bis 1912) am heimischen Schreibtisch in Radebeul verfasst. Die Handlungsorte der Abenteuer rund um Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi hat er erst später besucht.

Eine einzigartige Fantasiegeschichte, das ganze Leben dieses Webersohns aus dem Erzgebirge, der sich nach anfänglich krimineller Karriere als Hochstapler und Betrüger zum erfolgreichsten Schriftsteller der wilhelminischen Zeit emporschrieb. Aber auch: eine Lebenstragödie. Denn Karl May, der es liebte, mit Bärentöter, Silberbüchse oder Henrystutzen zu posieren, der sein Wohnhaus in Radebeul in „Villa Shatterhand“ umbenannte und in den letzten zehn Jahren seines Lebens Prozess um Prozess führte, um die Authentizität seiner Bücher zu beweisen, war auch: ein Verfolgter. Ein Getriebener. Ein Emporkömmling. Einer, der an seine eigenen Lebenslügen so fest glaubte, dass jede Demaskierung einer öffentlichen Verurteilung gleichkam.

Folgerichtig daher der Ansatz der Ausstellung, Karl May aus dem Geist seiner Zeit zu verstehen, mehr noch als aus dem Geist seiner Bücher. Denn vielleicht hat der Autor sich am Ende doch getäuscht: Nicht Winnetou, nicht Old Shatterhand und auch nicht Kara Ben Nemsi sind die heute noch wirklich interessanten Figuren. Sondern: Karl May selbst, der Fantast und Weltverbesserer. Christina Tilmann

Deutsches Historisches

Museum, Pei-Bau, Fr 31.8. bis

So 6.1.2008, tgl. 10-18 Uhr, 5 €,

unter 18 Jahren: Eintritt frei

Christina Tilmann

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