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Verliebt. Beatrice und Benedikt.

© dpa

Schwarz-Weiß-Verfilmung „Viel Lärm um nichts“: Worte wie Pfeile

Lachen mit Shakespeare: Joss Whedons wunderbare Schwarz-Weiß-Verfilmung der Komödie „Viel Lärm um nichts“.

Man muss dem Anschein misstrauen. Denn nichts ist so, wie es zunächst aussieht. So lautet die Botschaft von Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“. Darauf verweist im englischen Originaltitel „Much Ado About Nothing“ bereits die Nähe der Worte „nothing“ und „noting“, Nichts und Erkennen. In Joss Whedons wunderbarer Verfilmung beginnt die Verwirrung damit, dass die Handlung nicht in der Renaissance, sondern in der Gegenwart spielt. „Die Szene ist in Messina“, heißt es im Register des Stücks. Hier liegt Messina allerdings in Kalifornien, genauer gesagt in Santa Monica, wo der Regisseur den Klassiker zusammen mit einem Dutzend Schauspieler in seiner eigenen Villa inszeniert hat. Whedon ist der Erfinder der Serien „Buffy“ und „Angel“ und drehte zuletzt das Superhelden-Gipfeltreffen „The Avengers“. Nun also Shakespeare: ein kühner Sprung.

Shakespeares adlige Herrscher tragen die Uniform heutiger Manager, enge edle Anzüge. Vom siegreichen Feldzug kehren Graf Claudio (Fran Kranz), Don Pedro (Reed Diamond) und Benedict (Alexis Denisof) in schwarzen Limousinen zurück. Bodyguards begleiten sie. Als sie das Haus von Leonato, dem Gouverneur von Messina, erreichen, warten die Paparazzi schon. Es ist ein glamouröser Schaulauf wie auf dem roten Teppich eines Filmfestivals. Die Sieger haben einen Verlierer in Kunststoff-Handfesseln mitgebracht, Don John (Sean Maher), den Stiefbruder von Don Pedro. Aber Sieger können großzügig sein. Ihr Gefangener darf mit ihnen feiern. Was der Nichtsnutz Don John ihnen natürlich keineswegs dankt.

Nicht vom Krieg handelt „Viel Lärm“ um nichts“, sondern von der Liebe. Wobei Liebe und Krieg mitunter ein und dasselbe sein können: ein Nahkampf auf Biegen und Brechen. Jedes Lächeln eine Finte, jedes Versprechen ein vergifteter Pfeil. Ihr eigenes Scharmützel führen Benedict und Beatrice (Amy Acker) miteinander, die sich offensichtlich lieben, einander aber unentwegt beharken. Sie ätzt über ihn: „Er wechselt die Treue so oft wie einen Hut.“ Er kontert: „Sie spricht in Dolchen, jedes Wort sticht.“ Wortgefechte wie aus einer Screwball-Komödie, die noch etwas absurder wirken, weil sie größtenteils in einer geräumigen amerikanischen Durchgangsküche mit XL-Kühlschrank stattfinden. Vielleicht, um eine gewisse optische Distanz vom Hier und Jetzt zu schaffen, ist der Film in Schwarz-Weiß gedreht.

Natürlich müssen sich Beatrice und Benedict kriegen, genauso wie Hero (Jillian Morgese) und Claudio. Es herrscht Zwang zum Happy End, das ist bei Shakespeare nicht anders als beim Ohnsorg-Theater. Großartig die scheiternde Hochzeit von Hero und Claudio im Garten, bei der die Intrige über die Liebe obsiegt und folgenschwere Flüche fallen. Beim Maskenball aber läuft Popmusik und die Feiernden formieren sich zur Polonaise. Diese Version von „Viel Lärm um nichts“ ist ein großer Spaß.

Filmkunst 66 Kino, OmU: Hackesche Höfe, Rollberg

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