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Kultur: Schwarze Seele

Dokumentarfilm würdigt den Soul der 60er-Jahre

In einer Zeit, deren Musik sich zunehmend aus den Versatzstücken älterer Epochen zusammensetzt, liegt die Ursprungssuche nahe. Wenn Filmemacher auf Zeitreise gehen, finden sie dann wie Wim Wenders den kubanischen Salsa, wie Martin Scorscese den Blues oder wie Paul Justman den Ostküsten-Soul des Motown-Labels. Die Dokumentarfilmer Chris Hegedus und D.A. Pennebaker sind nun in den amerikanischen Westen gereist um dort den Sound einer Epoche zu finden. Hinter den Studiotüren von Plattenfirmen wie Stax oder Hi in Memphis nahmen seit den frühen Sechzigern schwarze Sänger wie Rufus und Carla Thomas, William Bell oder die Barkays einen neuartigen Sound auf. Anders als der urbane Großstadtsoul, war West Coast mehr dem ursprünglichen Blues aus New Orleans verbunden. Tänze wie Rufus Thomas’ berühmter Dog-Walk galten damals als Skandalon.

Vor der Kamera singen Rufus und seine Tochter Carla in einem kleinen Café. In der Mimik des alten Mannes liegt die Kraft einer Zeit, in der man mit ein paar Gesten noch einen Aufstand auslösen konnte. Vor Nostalgie bewahrt das Porträt von Sam Moore. Im New Yorker Taxi kennt er jede Straße. Woher? „Da draußen habe ich Drogen verkauft. Kokain und Heroin.“ Das war nach seiner Karriere als Teil des Erfolgsduos Sam & Dave („Soul Man“). Um die Tantiemen seiner Erfolge prozessierte er vergeblich, man hatte ihn wie viele mit ein paar Dollars abgespeist. „Only The Strong Survive“, teils bei einer Show in Memphis gedreht, bringt halb vergessene Legenden wie Isaac Hayes („Shaft“), Jerry „The Iceman“ Butler, die Chi-Lites Wilson Pickett oder Mary Wilson von den Supremes vor das Mikrofon. Das ist verdienstvoll, erinnert aber in der Machart stark an ein oral history-Projekt. Der Fan freut sich an den Auftritten, allen anderen hätte ein klares Konzept sicher geholfen.

In Berlin in Central 1+2, Eiszeit, Neues Kant Kino.

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