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SCIENCE-FICTION„Elysium“: Wir wollen hier rein

Vielleicht brauchte es die Außenperspektive, um dem in Konventionen und Wiederholungsschleifen gefangenen Science-Fiction-Film neues Leben einzuhauchen. Denn während etliche Hollywood- Blockbuster der letzten Jahre die immergleichen Alieninvasionsen oder andere Variationen gängiger SF-Themen durchspielten, wehte ein frischer Wind aus Südafrika, einem Land, das zuvor nicht für anspruchsvolle Genrefilme bekannt war.

Von Jörg Wunder

Vielleicht brauchte es die Außenperspektive, um dem in Konventionen und Wiederholungsschleifen gefangenen Science-Fiction-Film neues Leben einzuhauchen. Denn während etliche Hollywood- Blockbuster der letzten Jahre die immergleichen Alieninvasionsen oder andere Variationen gängiger SF-Themen durchspielten, wehte ein frischer Wind aus Südafrika, einem Land, das zuvor nicht für anspruchsvolle Genrefilme bekannt war.

Neill Blomkamps „District 9“ begeisterte 2009 als drastische SF-Groteske, bei der die Aliens mal nicht die Aggressoren waren, sondern auf der Erde gestrandete Weltraumschiffbrüchige, die aufgrund ihrer Andersartigkeit diskriminiert und in Camps interniert werden – Ähnlichkeiten zu realpolitischen Gegebenheiten waren keinesfalls zufällig. Diesen politischen Ansatz behält der südafrikanische Regisseur in seinem zweiten Kinofilm bei, mit dem er nach dem weltweiten Überraschungserfolg von „District 9“ in Hollywood angekommen ist.

„Elysium“ spielt Mitte des 22. Jahrhunderts. Der Planet Erde ist zu einer übervölkerten, staubigen Müllkippe degeneriert, wo die Armen und Entrechteten im Elend leben, während ein Bruchteil der Menschheit auf einer sternförmigen Raumstation alle Annehmlichkeiten eines künstlichen Garten Edens genießt. Allerdings gibt es immer wieder Versuche des Pöbels, in die Hightech-Sphäre der Superreichen einzudringen, zumal es dort medizinische Technologie für hoffnungslose Fälle gibt.

Matt Damon verkörpert einen Malocher, der bei einem Unfall verstrahlt wird und sich notgedrungen auf ein Entführungskomplott einlässt, um die rettende Raumstation zu erreichen. Jodie Foster hat als deren eiskalte Sicherheitschefin keinerlei Skrupel, Polizeiroboter und rassistische Söldner (Sharlto Copley nach der Hauptrolle in „District 9“ mit einer weiteren beeindruckenden Performance) auf etwaige Eindringlinge zu hetzen.

Die ersten zwei Drittel von „Elysium“ sind brillant, geprägt von Blomkamps Skeptizismus, mit dem er heutige Phänomene (Gated Communities, Bootsflüchtlinge) für eine dystopische Zukunft weiterspinnt, seinem Gespür für Alltäglichkeit im Futuristischen (die Armen fliegen rostige Raumfähren, der Konzern-CEO ein Designerraumschiff), seiner narrativen Härte. Gegen Ende verliert sich die Radikalität des Films leider in einer konventionellen Actiondramaturgie mit moralisch ertüchtigendem Happy End. Dennoch: Sehenswert. Jörg Wunder

USA 2013, 110 Min., R: Neill Blomkamp, D: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley

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