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Kultur: Sexy Gesichter

rühmt Kurven aus Haut und Beton „Deshalb versuchen die Studios, das Fehlen von Geschichten hinter nackten Körpern oder niedlichen Gesichtern zu verbergen. Doch ein niedliches Gesicht reicht nicht aus.

rühmt Kurven aus Haut und Beton „Deshalb versuchen die Studios, das Fehlen von Geschichten hinter nackten Körpern oder niedlichen Gesichtern zu verbergen. Doch ein niedliches Gesicht reicht nicht aus. Man muss interessante Gesichter nehmen. Gesichter, die sexy sind. Die Stars von heute sind künstlich aufgebläht durch Werbung und Publicity – und ein Jahr später kann man sich schon nicht mehr an ihre Filme erinnern.“

Das sagte, bereits in den Siebzigerjahren, eine Frau, die selbst als extrem kurvenreiches Sexsymbol in die Filmgeschichte eingegangen ist. Doch im Gegensatz zu Jayne Mansfield oder Marilyn Monroe schrieb Mae West die meisten – und die witzigsten – ihrer Texte selbst und hatte auch beim Geschäftlichen einiges mitzureden. She Done Him Wrong (1933, R: Lowell Sherman) etwa entstand nicht nur nach einem eigenen Bühnenstück („Diamond Lil“) der ehemaligen Vaudeville-Komödiantin, sie besorgte für die Produktion auch selbst den Mann an ihrer Seite, der ihre Präsenz möglichst vorteilhaft unterstreichen sollte. Dass Cary Grant zu diesem Zeitpunkt noch ein unbekannter Statist war, ist allerdings der Hollywood-Folklore zuzuschreiben. Doch was tut‘s zur Sache? „She Done Him Wrong“ wurde zu Paramounts erfolgreichstem Film der Dekade und rettete so das Studio vor dem Bankrott. Am Montag ist der Film, umrahmt von einigen zeitgenössischen Kurzfilmen, als Teil der MoMA-Retrospektive im Arsenal zu sehen.

Aus ganz anderem Stoff sind die Kurven, mit denen der Architekt Ulrich Müther der sonst eher preußisch-rechtwinkligen Bauweise des deutschen Arbeiter- und Bauernstaates Flügel aus Beton verlieh. Sexy aber sind sie auch. Oder sie waren es zumindest: Müthers bekanntestes deutsches Bauwerk, das Berliner „Ahornblatt“, wurde vor einigen Jahren gegen Proteste von Architekturliebhabern und Denkmalschützern abgerissen. Doch auch in Tripolis oder Helsinki schwingen sich seine immer noch kühnen Schalenkuppeln in luftige Höhen.

In Margarete Fuchs‘ Film Für den Schwung sind Sie zuständig (2003) bekommen neben anderen Experten auch die ehemals als Reisekader privilegierten Bauschaffenden dieser speziellen Exportartikel eine Stimme – heute hüten sie als Frührentner die Datsche. „Für den Schwung ...“ ist ein ebenso lehrreicher wie melancholischer Film, der von möglichen Aufbrüchen berichtet, die in Erstarrung enden (zu sehen im neuen Dokument Kino, Rungestr. 20 in Mitte, von Sonnabend bis Montag).

Manche Geburtstage mag man kaum glauben. Da gibt es etwa den sogenannten Probelauf , der am Mittwoch in der Akademie der Künste ohne großen Trubel Jubiläum feiert. Vor mittlerweile immerhin zehn Jahren wurde er zum ersten Mal veranstaltet, um die – nach Meinung eines Auswahlgremiums – interessantesten Arbeiten beider berlin-brandenburgischen Filmhochschulen gemeinsam der Öffentlichkeit vorzustellen. Seit 1998 ist jeweils auch ein Gastland dabei. In diesem Jahr sind Filmhochschulen aus den neuen EU-Beitrittsländern Litauen und Lettland eingeladen, wobei die Latvian Academy of Culture aus Riga ihr Programm traditionsgerecht fast ausschließlich mit Dokumentarfilmen bestückt. Auch sonst machen die eigenständigen Filmtraditionen beider Länder neugierig auf eine Entdeckungsreise, die auch diesmal neben dem Filmegucken die Möglichkeit zu Gesprächen bieten wird.

Zum Abschluss sei noch auf eine Programmänderung hingewiesen, die das Filmkunst 66 meldet: Bei den für Donnerstag, Freitag und Sonntag angekündigten Meisterwerken aus Frankreichs bestem Trickfilmstudio Folimages wird das auf dem Flyer annoncierte Programm kurzfristig ausgetauscht. Grund: Die vorgesehenen Kurzfilme von Gastregisseuren des Studios sind derzeit noch anderswo unterwegs. Ersetzt werden sie durch Animationen von Hauskünstlern des Folimage.

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