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Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2014: Nur noch halb so seltsam

Zwei Favoriten, ein starker und drei sehr krasse Außenseiter: Lutz Seiler, Thomas Hettche, Thomas Melle, Gertrud Leutenegger, Angelika Klüssendorf und Heinrich Steinfest sind für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert.

Es war schon eine fragwürdige und seltsame Roman-Liste, die die Jury des Deutschen Buchpreises da vor Monatsfrist als zwanzig Titel umfassende Longlist zusammengestellt hatte. Fragwürdig und seltsam sind diese Nominierungslisten für den Deutschen Buchpreis erfahrungsgemäß sowieso; doch tatsächlich fehlten dieses Mal auffällig viele Titel, die im Herbst schon für Furore gesorgt haben oder noch sorgen werden, von „Vaterjahre“ von Michael Kleeberg über „Verlangen und Melancholie" von Bodo Kirchhoff bis hin zu Nino Haratischwilis Georgen-Generationspanorama „Das achte Leben“.

Insofern konnte das alles nun, da die Longlist auf eine Shortlist mit sechs Titeln reduziert wurde, nicht mehr fragwürdiger und seltsamer werden. Im Gegenteil, vor dem Hintergrund ihrer ausgeprägten Eigenwilligkeit hat die Jury dieses Mal genauso konsequent wie erwartbar entschieden. Mit den schon vielfach gelobten Inselromanen „Kruso“ von Lutz Seiler und „Pfaueninsel“ von Thomas Hettche rennt sie offene Türen ein, beide Romane sind die Favoriten auf den Deutschen Buchpreis 2014. Dazu kommt Thomas Melles grandioser Unterschichts-Roman „3000 Euro“, das vielleicht gegenwärtigste Buch auf dieser Shortlist, das auch die größten Außenseiterchancen hat. Zudem drei mehr oder weniger große Überraschungen: Gertrud Leuteneggers eigentümlicher, merkwürdig schwebender, merkwürdig verschlungener Roman „Panischer Frühling“, dies wohl der erste Zählkandidat, Angelika Klüssendorfs DDR-Frauen-und-Psychiatrie-Roman „April“ sowie Heinrich Steinfests „Der Allesforscher“, der in die Kategorie niveauvolle Unterhaltungsliteratur gehört.

Die Frauenquote ist gestiegen

Auf dieser Liste hat also alles seine gute Ordnung. Es gibt zwei glasklare Favoriten, einen starken Außenseiter, drei Bücher ohne größere Außenseiterchancen. Die vielen Frühjahrstitel auf der Longlist bilden auch die Hälfte der Shortlist (Steinfest, Klüssendorf, Leutenegger), und auch die Frauenquote ist gestiegen, von 25 Prozent (Longlist) auf 33 Prozent (Shortlist) Da mag vielleicht nicht einmal mehr die humorloserweise mit ihrem Buchpreisabrechnungsroman „Nachkommen.“ nicht weiter nominierte Marlene Streeruwitz meckern. Der Verlagsproporz allerdings stimmt nicht, zweimal Suhrkamp, zweimal Kiepenheuer & Witsch, einmal Piper, einmal Rowohlt, das dürfte vor allem die kleinen Verlage ärgern, die immerhin viermal auf der Longlist standen (Residenz, Droschl, Matthes & Seitz, Wallstein).

Ansonsten gilt ein Satz, den einer der Figuren in Edward St. Aubyns wunderbarer Booker-Prize-Satire „Der beste Roman des Jahres“ sagt: „Ich persönlich finde, dass sich Wettkämpfe auf die Bereiche Krieg und Sport sowie aufs Geschäft beschränken sollten, in der Kunst hingegen nichts zu suchen haben. Wenn ein Künstler gut ist, kann niemand sonst das tun, was er tut, weshalb alle Arten von Vergleich sinnlos sind.“

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