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Jung und ambitioniert: Der 22-jährige britische Sing- and Songwriter Jack Bugg.

© Jakebugg.com

Jake Bugg im Astra: So jung kommen wir nicht mehr zusammen

Mit 18 Jahren veröffentlichte er sein Debütalbum, das ein Riesenerfolg wurde. Vier Jahre später tritt der britische Songwriter Jake Bugg im Astra auf - mit aufmüpfigeren Image.

Von Jörg Wunder

Zu den schwierigsten Übungen im Popbusiness gehört es, der Sensation des ersten Eindrucks etwas Gleichwertiges folgen zu lassen. Auch Jake Bugg kämpft mit diesem Phänomen: Das Debütalbum des Songwriters aus einer Trabantenstadt bei Nottingham war 2012 eine Sensation: Stellte sich doch ein 18-Jähriger in den Wind und sang über schicksalsschwere Lebenswege, die ein so junges Bürschchen eigentlich noch nicht kennen kann. Diese in fabelhafte, archaische Folk- Songs verpackte Anmaßung sorgte auch kommerziell für einen gewaltigen Aufschlag.

Vier Jahre später steht Jake Bugg im ausverkauften Astra, lässt genüsslich die Saiten seiner Akustikgitarre schnarren und singt mit gepresster Stimme (seine Sprechstimme klingt viel tiefer): „Three years on the road, 400 shows / Where do I go home? / No place to go“. Der „poor boy from Nottingham“, den er in „On My One“, dem Titelstück seines dritten Albums bedauert, ist mit 22 ein immer noch sehr jung wirkender Mann mit schlanker, bepilzkopfter Silhouette.

Lässigkeit und selbstversunkene Konzentration

Buggs Karriere mag etwas ins Stocken geraten sein, doch seine Qualitäten als Performer haben darunter keineswegs gelitten. Mit einer Mischung aus Lässigkeit und selbstversunkener Konzentration könnte er das Konzert auch im Alleinunterhaltermodus bestreiten, doch nach vier Songs schnallt er sich für „Two Fingers“ die E-Gitarre um, während Schlagzeug, Bass und E-Piano für Rockband-Sound sorgen. Bei vielen neueren Stücken ist Bugg bemüht, sein Songwriter-Image abzustreifen: „Love, Hope And Misery“ streckt sich in Richtung Seventies-Softpop, „Never Wanna Dance“ reicht gar in die melodischen Gefilde eines Barry Manilow, „Bitter Salt“ verschleift Britpop-Aufmüpfigkeit mit einem Schuss Disco, „Gimme The Love“ ist purer Manchester-Rave.

Am ambitioniertesten ist „Simple Pleasures“, wo sich aus einem melancholischen Gitarrenmotiv eine Rockhymne von Stadionformat entwickelt. Für diesen Effekt braucht Bugg aber gar keine Band: Grandios, wie er bei „Broken“ gegen die jedes Gemurmel verstärkende Raumakustik diesen Tränenzieher vom hauchzarten Intro bis zum südtribünenkompatiblen Refrain aufbaut.

Zum Finale schleudert er noch mal jenen „Lightning Bolt“ in die Menge, mit dem er die Popszene betreten hat. Vielleicht wird Jake Bugg nie besser werden, als er es mit 18 bereits war. Aber es ist ein Vergnügen, ihn beim Versuch zu beobachten.

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