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So kann’s gehen: Darf ich auf dem Handy anrufen?

Ich habe immer Angst, Leute in unpassenden Situationen anzutreffen, wenn ich sie auf dem Handy anrufe. Deshalb bevorzuge ich Festnetznummern.

Ich habe immer Angst, Leute in unpassenden Situationen anzutreffen, wenn ich sie auf dem Handy anrufe. Deshalb bevorzuge ich Festnetznummern. Kürzlich sagte eine Bekannte, dass ich sie lieber auf dem Handy anrufen soll. Sie gab mir das Gefühl, in ihre Privatsphäre einzudringen mit meinen Versuchen über das Festnetz. Was ist richtig?

Der Umgang mit Handys ist in den letzten Jahren viel selbstverständlicher geworden. Insofern könnte Ihre Sorge, Leute in unpassenden Situationen anzutreffen, unberechtigt sein. Da die Nummern in aller Regel ja eh schon beim versuchten Anruf im Handy gespeichert werden, sind die Angerufenen viel sorgloser darin, Gespräche in einer schlechten Situation nicht anzunehmen und sich lieber später zu erkundigen, was es denn gab. Das ist akzeptiert, auch die Entschuldigung, in einem Funkloch gesteckt zu haben und deshalb nicht erreichbar gewesen zu sein, ist comme il faut. Mehr und mehr Menschen entdecken, dass der angenehmen räumlichen Unabhängigkeit vom Festnetz der Fluch der ständigen Erreichbarkeit entgegensteht. Das ist nicht jedermanns Sache. Gerade freie, unabhängige Geister lösen sich davon auch mal bewusst und fallen in psychische Funklöcher. Die können Sie also schon mal gar nicht stören. Alle anderen freuen sich vielleicht über einen Anruf. Allerdings sollten Sie es auch nicht übertreiben. Die neue Telefonkultur verführt dazu, wegen Marginalien anzurufen, das kann nerven und zu bewussten Blockaden der eigenen Erreichbarkeit führen.

Wenn die Bekannte Sie auffordert, lieber übers Handy anzurufen, würde ich das eher als positives Signal bewerten: dass sie Ihre Anrufe schätzt und Wert darauf legt, von Ihnen erreicht zu werden. Dass sie so empfindet, liegt vielleicht auch daran, dass Sie so ein hohes Problembewusstsein haben und vermutlich nicht wegen Nebensächlichkeiten stören würden.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie an meinefrage@tagesspiegel.de.

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