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Sommer der KUNST: „Ein Notlager für die Kunst“

Kuratoren erklären, was man sehen muss und was nicht

Was hat Sie am meisten geärgert?

Am meisten haben mich zwei Räume geärgert. Das ist der Aue-Pavillon auf der Documenta, auf der Wiese vor der Orangerie. Es war wie ein Notlager für Kunst nach einer Evakuierung. Das andere war ein Raum in der Biennale von Venedig, im italienischen Pavillon. Ich habe erst überlegt, was die verschiedenen Arbeiten in diesem Ausstellungsteil verbindet, bis ich gemerkt habe, dass alle Arbeiten von Künstlern stammen, die nicht mehr leben. Leider hat sich das aber nicht zu etwas Denkwürdigerem verdichtet, sondern war nur befremdlich.

Worüber haben Sie sich besonders gefreut?

Über Bruce Nauman in Münster. Und natürlich über den Streichelzoo von Mike Kelley. Das ist eine so vielschichtige Arbeit und dann auch wieder der Beweis, dass eine einzelne Arbeit einer großen Ausstellung eine ganz andere Richtung geben kann. Münster hat insgesamt ein sehr hohes Niveau. In Venedig war die „Barney Beuys“-Ausstellung bemerkenswert. Vor allem, weil der frühe Barney vor seinen mehr narrativen Filmarbeiten eine sehr spezielle Herangehensweise an das Thema Skulptur hat. Beuys sieht in dieser Ausstellung sehr zeitgenössisch aus.

Welche Entdeckung haben Sie gemacht?

Die Grand Tour diesen Sommer war nicht so sehr eine Entdeckungsreise. Der Kunstmarkt ist so stark, dass er fast die Bedeutung der großen kuratierten Ausstellungen infrage stellt. Das war meine wichtigste Erkenntnis. Trotzdem freue ich mich auf die Istanbul-Biennale im September und hoffe, dass ich dort Neues sehe. Davor werde ich noch eine Woche in Buenos Aires sein, um die MoMA-Ausstellung von Douglas Gordon zu installieren. Ich plane Atelierbesuche dort.

Klaus Biesenbach (41) hat die Berliner Kunst-Werke gegründet, eine der wichtigsten Adressen für aktuelle Kunst. Seit 2006 leitender Kurator am New Yorker Museum of Modern Art ( MoMA).

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