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SONGWRITERINKeren Ann: Die Glasperlenspielerin

Eine verzerrt schnurrende E-Gitarre, sanft gerührtes Schlagzeug, ein paar Basstupfer, sparsam gemischte Orgelklangfarben. Dazu dieser spröde, resignierte, zu Tränen rührende Gesang: „It’s all a Lie“ klingt wie das fehlende Bindeglied zwischen der dritten Velvet-Underground- LP und Lucinda Williams.

Eine verzerrt schnurrende E-Gitarre, sanft gerührtes Schlagzeug, ein paar Basstupfer, sparsam gemischte Orgelklangfarben. Dazu dieser spröde, resignierte, zu Tränen rührende Gesang: „It’s all a Lie“ klingt wie das fehlende Bindeglied zwischen der dritten Velvet-Underground- LP und Lucinda Williams. Es ist ein unwirklich schöner Auftakt für eine hinreißende Songkollektion. Immer wieder gelingen Keren Ann auf ihrer unbetitelten fünften Platte Momente gänsehauterregender Erhabenheit wie das um ein glasperliges Pianomotiv kreiselnde, im ätherischen Sternenstaub verwehende „Liberty“ oder das an die niederländische Chanteuse Mathilde Santing erinnernde „Where no Endings end“.

Schon Keren Anns letztes Album „Nolita“ deutete vor drei Jahren darauf hin, dass man von der 1974 in Israel als Tochter einer Holländerin und eines russischen Juden geborenen Weltenbummlerin noch Großes erwarten dürfte. Dennoch lässt einen dieses verfrühte Herbstmeisterwerk wie betäubt zurück. Mit Stücken wie dem spukig zerschossenen Wüstenrocker „It ain’t no crime“ beendet Keren Ann ganz nebenbei das auf ihrer früheren Zusammenarbeit mit Benjamin Biolay beruhende Missverständnis, sie sei Bestandteil der Nouvelle-Chanson- Szene. Denn wohltemperierte Hintergrundbeschallung sind die neun Songs keineswegs. In ihnen schwelt eine Leidenschaft, die sich gerade durch die Reduktion der Mittel in der Seele festkrallt. Jörg Wunder

Columbia Club, Sa 8.9.,

21 Uhr, 20 €

Jörg W, er

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