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SOZIODRAM„Im Ausnahmezustand“: Schlimmer wohnen

Sieht so die Zukunft des Wohnens aus? Die Privilegierten ziehen sich in Gated Communities zurück, die durch Sicherheitssysteme von der Außenwelt abgeschottet sind.

Von Sandra Luzina

Sieht so die Zukunft des Wohnens aus? Die Privilegierten ziehen sich in Gated Communities zurück, die durch Sicherheitssysteme von der Außenwelt abgeschottet sind. Draußen in den Städten herrschen derweil bürgerkriegsähnliche Zustände. Wohnst du noch oder wachst du schon, heißt es auch in Falk Richters neuem Stück „Im Ausnahmezustand“. Eine Frau und ihr Mann. Sie haben es endlich geschafft, einen Platz in der Wohnanlage zu ergattern. Unter hohem beruflichen Einsatz. Doch während sie sich noch in einem geschützten Raum wähnen, leben sie längst in ihrem eigenen inneren Gefängnis – die Angst vor dem sozialen Abstieg hat sich tief in ihre Ehe hineingefressen.

Falk Richters Stück kreist um das Thema innere Sicherheit – und schildert geradezu prophetisch den totalen Verlust der Privatsphäre. Zwischen Mann und Frau breitet sich ein Klima des Misstrauens aus, das sich bis zur Paranoia steigert. Der Mann scheint nämlich in seinen Leistungen bedrohlich zu schwächeln und setzt damit in den Augen der Frau ihrer aller Zukunft aufs Spiel. Ein nächtliches Beziehungsgespräch kippt bald in ein Verhör um. Und selbst der Sohn könnte ein Feind sein. Die Gefahr, dass hier nur soziologische Theorien veranschaulicht werden und der Mann und die Frau blasse Funktionsträger bleiben, besteht bei Falk Richter durchaus. Doch der Autor und Regisseur hat das klaustrophobische Kammerspiel extra für seine Lieblingsschauspieler Bibiana Beglau und Bruno Cathomas geschrieben. Die beiden liefern sich ein herrliches Duell als hochkomische Virtuosen der gestörten Kommunikation. Sandra Luzina

Schaubühne, Di 6.11., 20 Uhr (Prem.), Mi 7.11.,

20 Uhr, 6-28 €

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