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Kultur: "Space Cowboys": Nie ohne meine falschen Zähne

Ein Computer ist dümmer, als man denkt - gefesselt an den Horizont seiner Programmierung. Ein Space Shuttle, diesen "fliegenden Betonklotz", mit dem Hintern voran gen Erde fallen lassen, im letzten Moment auf die Bremse treten und butterweich landen?

Ein Computer ist dümmer, als man denkt - gefesselt an den Horizont seiner Programmierung. Ein Space Shuttle, diesen "fliegenden Betonklotz", mit dem Hintern voran gen Erde fallen lassen, im letzten Moment auf die Bremse treten und butterweich landen? Unmöglich. Unmöglich? "Für den Computer vielleicht. Nicht für mich".

Zunächst einmal ist "Space Cowboys" ein Film für alle, die ihrem Oldtimer ohne weiteres neue Zylinderköpfe verpassen, aber unfähig sind, eine E-Mail abzuschicken. Ja, die alten Helden des Arbeitslebens, geschlagen mit Brillengläsern dick wie Briefmarkenlupen sowie künstlichen Zähnen, werden ihre Freude haben - ärgern doch auch sie sich Tag für Tag über den vorlauten Nachwuchs, der ihnen den Platz streitig zu machen versucht. Dabei haben sie es noch immer drauf, sogar besser noch als all die jungen Schnösel zusammen.

Das Thema variiert Clint Eastwood, vor und auch hinter der Kamera, seit Jahren - sei es als abgewrackter Pistolero in "Unforgiven", als reaktivierter Bodyguard in "In the Line of Fire" oder jetzt als längst ausgemusterter Airforce-Flieger, der im Auftrag der Nasa einen antiquierten, durchs All taumelnden Satelliten der Russen vor dem Absturz bewahren soll. Klar, dass einem da manche Situation bekannt vorkommt, die mehr japsenden als joggenden Oldies etwa, an denen die jungen Spunde grienend vorbeisprinten, aber am Ende bleiben doch gerade sie als erste auf der Strecke. Selbstverständlich bietet das Grundthema jede Menge komödiantische Potenzial - aber gerade hier lösen die "Space Cowboys", trotz der Veteranencrew aus Eastwood, James Garner, Donald Sutherland und dem für die Rolle etwas zu jungen Tommy Lee Jones, Stirnrunzeln aus. Allzu kalkuliert wurden die Senioren-Späßchen montiert, zu offensichtlich die Gags auf Publikumslacher hin aneinandergereiht, gerade so, als ginge es nicht um ein Weltraumabenteuer, sondern um eine Comedy-Show. Leider haben sie nur selten so viel Witz wie jene dem Hinweis, man habe im Krieg gedient, folgende Frage: "Bei den Nord- oder den Südstaaten?"

Dennoch, mit einem Clint Eastwood an der Spitze wird aus einem Nasa-Team "Daedalus" nie ein "Ikarus". Tricktechnisch ist das neue Weltraumabenteuer ohnehin auf der gleichen Höhe wie "Apollo 13" oder "Star Wars" - und der Gefahr, dass es auf Dauer oben im All doch allzu spassig zugehen könnte, entgeht Eastwood durch das plötzliche Auftauchen ausgemusterter Sowjetraketen. Dass schließlich die naseweisen jungen Burschen kurz vor der Landung samt Fallschirm kurzerhand aus dem Space Shuttle geschmissen werden, wird manchen Zuschauer zutiefst befriedigen.

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