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SPIEL Sachen: Auch Alice geht ans Netz

Christine Wahl taucht in die Untiefen des Second Life

Ob man will oder nicht: Selbst im real life ist es unmöglich, der Information zu entgehen, welche weltweiten Attraktionen zur Belustigung gelangweilter Avatare im Second Life gerade wieder nachgestellt wurden. Unlängst soll es die weitläufige Berliner Alexanderplatz-Region, Volksbühne inklusive, getroffen haben. Von simuliertem Spielbetrieb ist aber glücklicherweise noch nichts nach außen gedrungen. Diese Lücke wird heute Abend gnadenlos geschlossen. Und zwar durch die Wilmersdorfer Kollegen von der Schaubühne. Johannes von Matuschka und Daniel Michelis preschen in der Reihe „Nachtcafé“ um 22.30 Uhr mit einer theatralen Second-Life-Offensive vor, die den schön anachronistischen Titel „Wunderland“ trägt und sich bei Motiven von Lewis Carroll bedient. Die reale Darstellerin der Alice wird auf ein breit gefächertes Kreaturen-Sammelsurium aus dem Second Life treffen – was den Vorteil hat, dass unkundige Interessenten quasi gratis eine Informationsveranstaltung über die Untiefen dieses Spiels bekommen. Denn der Eintritt zu „Wunderland“ ist kostenlos. Aber natürlich trifft die Alice-Darstellerin vor allem auf ihr eigenes digitales Alter Ego. Die Schaubühne zeigt sich bei diesem „theatralischen Experiment“ laut Pressemitteilung schwer von philosophischen und ethischen Fragen umgetrieben: „Was ist real und wo beginnt die Surrealität einer vom Menschen erdachten Gesellschaftsform, in der es bis auf wenige Verhaltensregeln keine Gesetze gibt?“ Und: „Was kann der autonome, reale Mensch einem solchen System entgegensetzen?“ Letzteres ist verhältnismäßig leicht zu beantworten: zum Beispiel gutes Theater!

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