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SPIEL Sachen: 13 Helden

Medea, die betrogene Frau, die ihre eigenen Kinder tötet, gehört zu den größten Herausforderungen des Theaters. Immer wieder steht die Kolcherin, die mit ihrem Geliebten Jason nach Korinth zieht, auf der Bühne.

Medea, die betrogene Frau, die ihre eigenen Kinder tötet, gehört zu den größten Herausforderungen des Theaters. Immer wieder steht die Kolcherin, die mit ihrem Geliebten Jason nach Korinth zieht, auf der Bühne. Almut Zilcher denkt sich zum Beispiel am Deutschen Theater gerade in Heiner Müllers „Medeamaterial“ hinein. Der junge Regisseur David Bösch hatte am selben Haus den Medea-Stoff auf der Grundlage von Grillparzers „Goldenem Vlies“ auf eine Art Ehegattinnen-Drama reduziert. Und Volker Lösch, der regelmäßig Betroffenenchöre auf die Bühne stellt, lud die „Medea“ des Euripides vor vier Jahren in Stuttgart mit den Erfahrungen heutiger Migrantinnen auf.

Im Ballhaus Ost (am heutigen Freitag, am 10., 11. sowie vom 16. – 18.12., 20 Uhr) wagt sich jetzt die Regisseurin Michaela Caspar an den schwierigen Stoff. Und zwar in einem ganz besonderen Projekt. Caspars Inszenierung Medea! Die Wahrheit! Me Dea F!, für die Till Nikolaus von Heiseler einen neuen Text geschrieben hat, verlässt die gängigen Pfade der (Bühnen-)Kommunikation. Es stehen ausgebildete Schauspieler gemeinsam mit gehörlosen und schwerhörigen Jugendlichen auf der Bühne, erproben neue Mittel der Verständigung und wollen im Zuge kommunikationstechnischer Entkonventionalisierung gleich auch neue Perspektiven auf „die Gewalt der Rollenbilder, Immigration und den Wunsch nach Unsterblichkeit“ eröffnen. Die Geschichte beginnt in Medeas Heimat Kolchis, wo eines Tages ein griechisches Schiff mit 13 stattlichen Heroen anlegt und Medea sich in den Anführer Jason verliebt. „Mit der Wucht einer Gigantin steht sie hinter ihm“, konstatiert die Regie. Und fragt sogleich nach: „Wieso eigentlich hinter ihm?“

Die Regisseurin Michaela Caspar knüpft mit dieser Produktion an ihr Projekt „Frühling erwache!“ vor zwei Jahren im Ballhaus Ost an. Schon damals hatte sie erfolgreich mit gehörlosen und schwerhörigen Jugendlichen, die zu einem Großteil aus Familien mit Migrationshintergrund stammten, gearbeitet und unter Rückgriff auf Nuran David Calis’ Bearbeitung eine moderne Version von Frank Wedekinds Kindertragödie entwickelt. Auf die Bühne kamen die Träume, Wünsche und Konflikte ihrer jungen Akteure und Akteurinnen.

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