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SPIEL Sachen: Der Krieg im Kopf will niemals enden

Realitätsferne Kunst um der Kunst willen zu betreiben wollen sich die Berliner Bühnen anno 2013 offenbar nicht nachsagen lassen. Schaut man sich die Spielpläne zum Jahresauftakt an, könnte man fast von einer Art Relevanz-Offensive sprechen: Am Deutschen Theater zeigt Andres Veiel kommende Woche sein mit Spannung erwartetes „Himbeerreich“, das – basierend auf Interviews mit mehr als 20 führenden Bankern – eine klischeefreie Innenansicht der Finanzbranche verspricht.

Realitätsferne Kunst um der Kunst willen zu betreiben wollen sich die Berliner Bühnen anno 2013 offenbar nicht nachsagen lassen. Schaut man sich die Spielpläne zum Jahresauftakt an, könnte man fast von einer Art Relevanz-Offensive sprechen: Am Deutschen Theater zeigt Andres Veiel kommende Woche sein mit Spannung erwartetes „Himbeerreich“, das – basierend auf Interviews mit mehr als 20 führenden Bankern – eine klischeefreie Innenansicht der Finanzbranche verspricht. Und in der Schaubühne verschränkt Volker Lösch Ende des Monats in bewährter Manier Wolfgang Borcherts berühmtes Nachkriegsdrama „Draußen vor der Tür“ mit dokumentarischem Material.

Doch nicht nur die großen Häuser, sondern auch die freie Szene arbeitet sich an der gesellschaftspolitischen Agenda ab. Im Theater unterm Dach etwa beginnt ein mehrmonatiges Großprojekt zum Themenkomplex „Krieg im Kopf – posttraumatische Belastungsstörung“, für das die drei Regisseurinnen Miriam Sachs, Wenke Hardt und Ingrun Aran ihre Kräfte gebündelt haben. Geplant ist überdies der permanente öffentliche Austausch mit Experten.

Den Startschuss gibt Miriam Sachs – und geht dabei gewissermaßen zu den Wurzeln der abendländischen Literatur zurück: Mit „Odysseus. Krieg. Entzug“ (Fr–So, 20 Uhr) steht die zehnjährige Irrfahrt des Kriegsheimkehrers im Zentrum des Abends. Dabei will die Regisseurin natürlich weniger antikisieren als vielmehr „verblüffende“ Aktualitäten offenlegen. Sachs bezeichnet ihren Abend als „theatrale Performance unter ärztlicher Aufsicht“, weil sie die Motive aus Homers antikem Epos in einer bewussten Stilmixtur aus Theater, Film und Musik „dem Blick von Traumaforschern und Psychiatern unterbreiten“ wird. Im Kern geht es um die interessante Frage, ob „Homer in seiner ,Odyssee‘ den ersten Fall von posttraumatischer Belastungsstörung“ beschreibt.

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