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Spielsachen: Fische, die die Welt bedeuten

Der Emanzipationsdrang der Theaterszene, insbesondere der freien, von klassischen Stückvorlagen ist alles andere als neu. Christine Wahl über den Trend zum Sachbuch-Theater.

Dazu sind schon ganze Symposien veranstaltet und hunderte Magisterarbeiten gefüllt worden. Ging es bislang vornehmlich um eine Bewegung, die statt „Hamlet“ lieber den Handwerker von nebenan oder die eigenen Abschleppversuche in Hauptstadt-Clubs auf die Bühne brachte, ist nun ein anderes Phänomen zu beobachten.

Das Theater wagt sich an die Dramatisierung von Sachbüchern und scheut dabei keinerlei pädagogische Vermittlungsmühen. In den Sophiensälen (12.-15.3., 20 Uhr) bringt uns das post theater „Die Kulturgeschichten von Hering, Kabeljau und Thunfisch“ nahe. Grundlage ist Mark Kurlanskys 1999 erschienene Studie „Kabeljau. Der Fisch, der die Welt veränderte“, die die historische Bedeutsamkeit des besagten Meerestiers von A bis Z durchbuchstabiert und nebenbei für einen schonenden Fischfang plädiert. In den Sophiensälen, so wird versprochen, haben auch Nicht-Biologen und -Seefahrer keinerlei fachliche Hemmschwellen zu befürchten: „Ein Kabeljau bekennt: Ich bin der letzte Kabeljau in den Meeren dieser Welt. Das ist nicht meine Schuld. Aber ich muss unbedingt herausbekommen, wie es dazu kommen konnte, dass meine Artgenossen verschwunden sind. Zum Glück trifft der letzte Kabeljau auf einen Hering und einen Thunfisch. In ihrem Gespräch lernen sie, wie sehr alle drei Familien die Geschichte der Welt geprägt haben und noch immer prägen.“

Die Zuschauer der Samstags-Vorstellung können offene Fachfragen im Anschluss an die Vorstellung in einem „Publikumsgespräch mit Waffeln“ klären. Und wir trinken schon mal eine alkoholfreie Himbeerbowle auf die ewig Junggebliebenen an den Waffeleisen.

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