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SPIEL Sachen: Ruhestörung leicht gemacht

Wenn Theater-Künstler aus dem buchstäblichen Nähkästchen plaudern, klingt das immer erst mal verheißungsvoll – und hält leider nicht in jedem Falle, was es verspricht. Gerade in der zeitgenössischen postbrechtianischen Bühnenkunst ist der Ausstieg aus der Rolle geradezu zwingend.

Wenn Theater-Künstler aus dem buchstäblichen Nähkästchen plaudern, klingt das immer erst mal verheißungsvoll – und hält leider nicht in jedem Falle, was es verspricht. Gerade in der zeitgenössischen postbrechtianischen Bühnenkunst ist der Ausstieg aus der Rolle geradezu zwingend. Allerdings erschöpft sich das dann gern mal in einem mauen Bühnendialog, bei dem ein Schauspieler dem anderen an den schön dekorierten Kopf wirft, vorhin in der Kantine Wein getrunken zu haben, während er auf der Bühne hier gerade Wasser predige – oder so. Das war’s dann mit dem vermeintlichen Nähkästchen.

Im Puppentheater Schaubude wird diese Sache löblicherweise viel ernster genommen. Die Regisseurin und Darstellerin Nicole Weißbrodt vom Theater Lakritz hantiert nämlich tatsächlich mit einer astreinen Handarbeitsbox auf der Bühne. Und aus diesem realen Nähkästchen lässt sie die berühmte Geschichte von Hase und Igel auferstehen (Sa/So 27./28.4., 15 Uhr, Di 30.4., 10 Uhr). Natürlich haben sich die Protagonisten an die zeitgeistigen Lebensumstände angepasst: Die Igelfamilie ist angemessen kinderreich und verursacht bei Nachbar Hase entsprechende Gnatzigkeitsanfälle, weil das langohrige Tier äußerst lärmempfindlich ist. Als es sich nicht mehr anders zu helfen weiß, rächt es sich schließlich mit politisch unkorrekten Witzen über die Beinkürze des Igel-Familienvaters. Und schon nimmt die Geschichte vom Wettstreit zwischen Muskelkraft und Geistesgegenwart ihren Lauf.

Wer dem Märchen-Zielgruppen-Alter zwischen drei und acht Jahren bereits entwachsen ist und trotzdem nicht auf Puppentheater verzichten möchte, sollte sich – ebenfalls in der Schaubude – Teuflische Zeiten vormerken. Auch hier geht es – wie der Titel von Annette Wurbs’ und Peter Müllers Abend-Gastspiel bereits erahnen lässt (26.–28.4., 20 Uhr) – keineswegs politisch korrekt zu. Eine zentrale Rolle im illustren Personenkatalog kommt dem Kasper zu, der als tendenziell phlegmatischer Zeitgenosse lediglich seine Ruhe haben will. Stört man allerdings sein gemütliches Gleichmaß, holt man „Witz, Anarchie und Schlagkraft“ auf den Plan.

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