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Kultur: Spielzimmer

Was wir alle wollen: unbeobachtet in fremde Räume schauen und wissen, wie der andere lebt. Anna Lehmann-Brauns hat sich 22-mal mit der Kamera eingeschlichen.

Was wir alle wollen: unbeobachtet in fremde Räume schauen und wissen, wie der andere lebt. Anna Lehmann-Brauns hat sich 22-mal mit der Kamera eingeschlichen. Nicht in Wohnungen, sondern in Ateliers Berliner Künstler – was mindestens so intim wie der Besuch eines Schlafzimmers ist. Fallen in der Kunst doch Leben und Arbeiten zusammen. Bei Angela Bulloch hing ein Werk, das es offiziell noch gar nicht gab. Peggy Buth hat irgendetwas mit triefendem Teer angestellt, und Björn Dahlem zieht sich in einen übervollen Hobbykeller zurück, der jeden Bastler entzücken würde. Natürlich ist die Fotografin nicht ohne Voranmeldung angerückt. Es gab Zeit zum Aufräumen und Arrangieren, und trotzdem sind die Spuren von Leben nicht wirklich getilgt.

In dem schönen Postkartenbuch „Künstlerateliers Berlin“ kann man die abgelichteten Räume nun wie ein Daumenkino hintereinander wegblättern. Oder abtrennen und Freunden etwa einen Gruß aus Ceal Floyers Fabriketage schicken, die so aufgeräumt wie ihre Konzeptkunst ist. Dem Absender bleibt: ein Rest vom Foto mit kleinen, prägnanten Reflexionen von Tagesspiegel-Autor Daniel Völzke, der auf den Rückseiten über das Wesen des Ateliers schreibt. So hat jeder etwas von diesem „werkstück 1-bi“. Es bildet den Auftakt einer Reihe, die tief in Berlins Kunstszene führen soll. Christiane Meixner

Nur noch bis Dienstag in der Galerie Springer und Winckler (Fasanenstr. 13, Charlottenburg). Das Buch kostet 18,50 Euro.

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