zum Hauptinhalt
herdprämie

© iStockphoto

Sprache: "Herdprämie" ist Unwort des Jahres 2007

Unabhängige Jury stellt sich an die Seite der Mütter: "Herdprämie" setzt sich gegen "klimaneutral" und und "entartet" durch.

Wer nach der Geburt zu hause bleibt, soll ein Betreuungsgeld bekommen - so will es die CSU. Kritiker sprechen von "Herdprämie". Experten der deutschen Sprache kürten den Begriff nun zum Unwort des Jahres. "Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen", begründete Sprachwissenschaftler Horst-Dieter Schlosser die Wahl. Die Unwort-Jury kritisierte, es gebe inzwischen ein  ganzes Wortfeld, das die Diffamierungsabsicht ebenfalls deutlich werden lasse. Dazu gehörten unter anderem die Varianten "Aufzuchtprämie" oder "Gluckengehalt". Das Unwort setzte sich gegen 969 verschiedene Vorschläge durch. Es wurde zum 17. Mal vergeben.

Auf Platz zwei der "Unwort"-Liste setzte die Jury das Wort "klimaneutral". Mit dem Begriff werde versucht, für mehr Flugverkehr oder eine Steigerung anderer CO2-haltiger Techniken zu werben. Es gehe daraus nicht hervor, wie die Klimabelastungen "neutralisiert werden" sollen, erläuterte Schlosser. Platz drei belegt die Formulierung des Kölner Kardinals Joachim Meisner, wonach Kunst und Kultur "entartet" seien, wenn sie ihre religiöse Bindung verlören.

Tagesspiegel.de kürte Migrationshintergrund zum Unwort des Jahres 2007

Tagesspiegel.de suchte in einer Umfrage das Unwort des Jahres 2007. Eine interne Jury der Redaktion kürte "Migrationshintergrund" zum Unwort des Jahres 2007. Die Sprache ist ein Spiegel unseres Denkens und Handelns. Die Wortwahl verweist darauf, wie unfähig wir sind, die Dinge beim Namen zu nennen. Eben erst wurde Schengenland um zehn neue Mitglieder erweitert. Trotzdem versuchen wir mit allen Mitteln, uns von den Anderen abzugrenzen. Dabei verweisen wir nun auf ihre Eltern oder Großeltern, die einst nach Deutschland kamen, um zu bleiben.

Das Unwort des Jahres wird seit 1991 bestimmt. Die Häufigkeit der Nennungen ist aber nicht wichtig für die Wahl des Unworts. Entscheidend ist, welcher Ausdruck im zurückliegenden Jahr besonders negativ auffiel. Dazu wählt eine sechsköpfige Jury sprachliche Missgriffe, "die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen". Folgende Unwörter wurden bisher gewählt: Freiwillige Ausreise (2006),  Entlassungsproduktivität (2005), Humankapital (2004), Tätervolk (2003), Ich-AG (2002), Gotteskrieger (2001), national befreite Zone (2000), Kollateralschaden (1999), sozialverträgliches Frühableben  (1998), Wohlstandsmüll (1997), Rentnerschwemme (1996), Diätenanpassung (1995), Peanuts (1994), Überfremdung (1993), ethnische Säuberung (1992), ausländerfrei (1991). (ml/ddp/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false