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Kultur: Stabwechsel

Am Pult der Zeit: Maestro Nobert Lammert

Friedrich II., Helmut Schmidt, Bill Clinton gehören zu den Politikern, die sich ein öffentliches Musizieren leisten konnten. Ganz zu schweigen von Walter Scheel, der noch immer hoch auf dem gelben Wagen sitzt. Kaum zum Bundestagspräsidenten gekürt, reiht sich nun ein Neuling in die Spezies der politischen Musensöhne ein: Norbert Lammert erhielt am Sonntag die Ehre, die Berliner Philharmoniker zu dirigieren.

Das Ganze als Finale eines langen, triumphalen „Tages der Musik“, den das Orchester in seinen Häusern sowie im Musikinstrumentenmuseum gab. Im Café etwa lassen vier Hornisten Jagdmärsche erschallen, um eine Lektion in Sachen Horn anzuschließen, mit fröhlicher Pädagogik vermittelt von Stefan Dohr: Ein halbes Hundert solcher Angebote spendeten die Philharmoniker ihren Fans zum Lernen und Genießen.

Maestro Lammert – vorher um Daumendrücken bittend – dirigiert in der überfüllten Philharmonie als Zugabe einen Ungarischen Tanz von Johannes Brahms: In dem Wissen, dass die Musiker willig sind, traut er sich gar, Rhythmen und Tempo-Modifikationen auszureizen. Kreischende Zustimmung für dieses Debüt. Und welches Stück wäre besser geeignet, die Publikumsbeteiligung der Kleinsten vom Windelalter an in eine professionelle Interpretation einzubinden als Strauss’ „Heldenleben“ ? Das Kolossalgemälde, das Simon Rattle zuvor leuchten ließ, zeichnet Szenen einer Künstlerehe. Und wenn die Musik mit der Sologeige Guy Braunsteins erotisch- zärtlich „des Helden Gefährtin“ einführt, dann meldet sich im Rund prompt der Kindersegen zu Wort: das Publikum von übermorgen.

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