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Das Modell des geplanten Humboldtforums hat der italienische Architekt Stella entworfen.

© dpa

Stadtschloss: Rolle rückwärts

Der Bundestagsausschuss will Bau des Humboldt-Forums. Ausschussvorsitzende Monika Grütters (CDU) will "einen anderslautenden Beschluss als den der Bundesregierung hinkriegen".

Schon lange war Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien zum Vortrag eingeladen. Nun bekam sein Auftritt in der Sitzung am Mittwochnachmittag durch den zwei Tage zuvor verkündeten Sparbeschluss der Bundesregierung, den Baubeginn des Schlosses mit Humboldt-Forum in Berlin um drei Jahre auf 2014 zu verschieben, ungeahnte Aktualität. Doch die Abgeordneten – in diesem Ausschuss nominell 24 an der Zahl – wollten zunächst einmal Grundsätzliches über die Preußen-Stiftung hören. Parzinger lieferte in zwanzigminütigem Stakkato alles Wissenswerte, die Abgeordneten zeigten sich beeindruckt.

Dann zum Humboldt-Forum. Auch hier begann Parzinger mit der Darstellung des Konzeptes. Er betonte den Unterschied zu den Schausammlungen der außereuropäischen Kulturen in Dahlem: Dort fehle die „Kontextualisierung“. Künftig müssten Fragen wie die nach der Entwicklung von Kultur und der Bildung von Gesellschaft beantwortet werden. Dazu dient vor allem die geplante Agora.

„Es gibt überhaupt keine Kontroversen um das Konzept des Humboldt-Forums“, fasste Ausschussvorsitzende Monika Grütters (CDU) zusammen, noch ehe seitens der Ausschussmitglieder alle Fragen gestellt waren: „Diesen Platz“ – gemeint ist das Schloss – „den außereuropäischen Kulturen zur Verfügung zu stellen, ist eine Idee, an der wir festhalten sollten – jetzt erst recht!“ Und, fast wie nebenbei: „Wir sollten einen anderslautenden Beschluss als den der Bundesregierung hinkriegen.“ Wolfgang Börnsen, der kulturpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, assistierte: „Die Kulturpolitiker von Union und FDP werden dafür sorgen, dass mit dem Bau von Stadtschloss und Humboldt-Forum noch in dieser Legislaturperiode begonnen wird.“

Eine Steilvorlage für Parzinger, der mit der Macht des Faktischen aufwartete: Die Architekturplanung für den Schlossbau sei „in den wesentlichen Punkten abgeschlossen“, hingegen müssten bei der vorgesehenen Verzögerung in Dahlem Bauerhaltungsmaßnahmen eingeleitet werden. Das wiederum, so Grütters resolut, sei „das falsche Signal“. Parzinger wies auf die mangelnde Vermittlung der Forums-Idee hin: „Wir brauchen eine professionelle Kommunikation!“

Vom Schloss übrigens sprachen die Abgeordneten nicht. Immerhin galt dem Wiederaufbau des Schlosses in seiner historischen Gestalt das einmütige Bundestagsvotum von 2002. Jetzt ist nur mehr vom Humboldt-Forum die Rede, als ob das Schlüter’sche Schloss mittlerweile peinlich sei. Man ahnt, was die Parlamentarier in ihren heimischen Wahlkreisen über Geldausgaben in Berlin so zu hören bekommen.

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