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Kultur: Stars in der Jauchegrube

„The Woman in the Septic Tank“ im FORUM.

Kann schon sein, dass so mancher Bären-Kandidat diesmal den Jauchegrubentest machen muss. Und der geht so: Sind die im Film angeprangerten politischen, sozialen, familiären Verhältnisse schrecklich – also wettbewerbstauglich – genug? Und: Sofern er zur Verbesserung seiner Chancen mit Stars protzt, jammern die wenigstens in einer langen, ungeschnittenen Szene in einer Jauchegrube?

So gesehen, müsste Marlon Riveras Debüt „The Woman in the Septic Tank“ unvermeidlich zum Berlinale-Hit avancieren. Schließlich haben seine Film-im-Film-Figuren, Regisseur Rainier (Kean Cipriano) und Produzent Bingbong (JM de Guzman), ihren festivalpolitisch korrekten Tränenzieher punktgenau so konzipiert. Der Plot: Elendsviertel-Mutter kann ihre zahlreichen Kinder kaum mehr mit Nudelfertigsuppen ernähren und verkauft eines davon an einen widerlichen kasachischen Freier. Mit so was sollte man doch Berlin oder besser Cannes oder noch besser die Oscars stürmen, oder?

Der Witz: Dieses philippinische Elends-Exploitation-Movie entsteht, mal als hartes Sozialstück, mal als Musical, mal als Dokudrama, unmittelbar vor den Augen des Zuschauers, und sogar Star-Aktrice Eugene Domingo macht mit Begeisterung mit. Dass sie statt eines Body-Doubles selber in den Gülletank muss, hat das heimische Publikum offenbar so restlos begeistert, dass der Film dort zum größten Indie-Hit aller Zeiten wurde. Die insgesamt flotte Satire, mit der die Forumsmacher charmant Selbstironiefähigkeit beweisen, gehört zur Sorte der Eine-Idee-Filme. Das macht nichts, wenn die Idee eine gute ist. Jan Schulz-Ojala

11.2., 20 Uhr (Cinestar 8), 12.2., 20 Uhr (Colosseum), 14.2. 15 Uhr (Arsenal), 17.2. 22.30 (Cubix 9)

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