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Kultur: Strahlende Streicher

KLASSIK

Die Staatskapelle muss ihren Chefdirigenten wirklich sehr lieben: Als Daniel Barenboim bei seinem groß angelegten Schumann-Abend zwischen zwei Sinfonien im „Liederkreis nach Eichendorff“ zum Pianisten wurde, saßen mehr als zwei Dutzend Musiker mit auf der Bühne. Statt in der Kantine entspannt den nächsten Auftritt abzuwarten, scharten sie sich im Halbkreis um den Flügel und lauschten konzentriert dem Klavierspiel des Maestro. Es lohnte sich: Denn zusammen mit dem kurzfristig für Dorothea Röschmann eingesprungenen StaatsopernStar Roman Trekel gelang es Barenboim, die herbstlich-melancholische Atmosphäre des Zyklus’ anrührend auszumalen. Schade nur, dass der große Saal des Konzerthauses akustisch für Liedgesang kaum geeignet ist: Wie sensibel und detailgenau der unvergleichliche Differenzierungskünstler Roman Trekel den Bildern und Metaphern Eichendorffs singend nachspürte, war lediglich ansatzweise zu vernehmen.

Um so machtvoller trumpfte Barenboim dafür mit der Staatskapelle vor und nach dem Lied-Intermezzo auf. Besonders Schumanns „Frühlings-Sinfonie“ zelebrierte er als freudestrahlend-entfesselte Lebensfeier – und schlug damit dann doch den Bogen von der saisonal widersprüchlichen Werkauswahl zum Christfest. Gar nicht altdeutsch-abgedunkelt wie sonst wünschte sich der Dirigent auch in der „Rheinischen“ den Klang der traditionsbewussten Staatskapelle, sondern hell und licht. Für Barenboim haben die Sinfonien der multiplen Persönlichkeit Schumann nur eine Botschaft: Alles im grünen Bereich. Dass die Klangfarben dabei oft recht „jägergrün“ wirkten, dass es bei den überraschenden Geschwindigkeits-Attacken des Maestro auch mal im orchestralen Gebälk knackte, konnte die festliche Stimmung im ausverkauften Saal nicht trüben. Allgemeiner Jubel.

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