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Kultur: Strand

THEATER Die Bühne ist ein tiefes Dunkel. Ein diffuses Licht erglimmt, drei Frauen tauchen auf, schwingen ihre Glieder, singen Zahlenspiele.

THEATER

Die Bühne ist ein tiefes Dunkel. Ein diffuses Licht erglimmt, drei Frauen tauchen auf, schwingen ihre Glieder, singen Zahlenspiele. Große Steine liegen auf dem Boden, und die Frauen sagen Dinge wie: „Du wirst mich behalten müssen, mit allem, was mich so schwer macht.“ Schwere dominiert im Stück „Hinter dieser reinen Stirne…“, das Negative verdrängt stets das Positive. Da ist die Rede von einem Ja-sagenden Kind, das mit strahlendem Gesicht am Meeresstrand spielt – bis es schließlich in ein Laken gewickelt und weggezerrt wird. Die Frauen verkörpern im Theater zum westlichen Stadthirschen (bis 16.11., Mi-Sa, 20 Uhr) Begegnungen an der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Hoffnung und Depression. Sie stellen die literarischen Welten der Schriftstellerinnen Adelheid Duvanel, Christine Lavant und Unica Zürn dar, und die sind düster – wie deren Biografien geprägt von materiellen und seelischen Nöten. Ein Mädchen kommt zu dem Schluss, „dass von den Erwachsenen, außer Mutter, das Böseste zu erwarten ist“. Am nächsten Tag erfährt sie: die Mutter ist tot. Die Geschichten sind dunkle Bilder, der Himmel schwarz, die Straße nass, und die Protagonistin hofft, ein gurgelndes Meer möge die Welt verschlucken. Dann ein Trommelschlag, ein Trötenstoß – und diese Welt verschwindet, eingetauscht gegen eine neue. Diesmal ruft sie Erinnerungen an einen Horrorfilm wach, als die Frau mit weit aufgerissenen Augen erzählt: „Ich sah durchs Wagenfenster das Gesicht eines Clowns mit runden Augen und einem elastischen Mund.“ Der Zuschauer verliert sich in den Ängsten, Albträumen und Depressionen – und als die Frauen im Dunkel der Bühne verschwinden, hat er doch nicht erfahren, wer sie sind.

Denise Dismer

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