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Kultur: Strolchentanz

Zu Weihnachten tischen wir uns und unseren Kindern bekanntlich mehr Märchen auf als gewöhnlich. Auch auf der Opernbühne.

Zu Weihnachten tischen wir uns und unseren Kindern bekanntlich mehr Märchen auf als gewöhnlich. Auch auf der Opernbühne. Wer befürchtet, mitsamt dem Nachwuchs an der musiktheatralischen Zuckerwatte zu ersticken, dem sei die Produktion von Carl Orffs "Die Kluge" ans Herz gelegt (noch heute, am 29. Dezember, 16.30 Uhr im kleinen Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt). So, wie die Regisseurin Antja Siebers hier die Geschichte vom despotischen König und seiner klugen Frau in Szene gesetzt hat, entfaltet das Märchen seine ganze grotesk-satirische Kraft. Zur knapp, packend, körperlich und genau formulierten Musik dieses 1942 uraufgeführten Meisterwerks der Märchenoper hat die Regisseurin ebenfalls sparsame, aber pointierte Effekte gesetzt. Anders als so viele Operndespoten braucht etwa ihr König seine Macht nicht durch Poltern zu beweisen - denn die Höflinge ahmen jede seiner Bewegungen in vorauseilendem Gehorsam nach. Und holzschnittartig-geheimnisvoll lächelt die Kluge ihr Lächeln dazu ...

König Karsten Mewes könnte bisweilen noch deutlicher artikulieren, doch umso plastischer formt Nora Kaminicny mit klarem tragenden Sopran die Worte der klugen Frau. Und wer von den kleinen Zuhörern bei gelegentlichen Aufmerksamkeitshängern doch zu zappeln begann, tat es meist im Rhythmus des mitreissend engagierten Instrumentalensembles unter der Leitung von Christine Reumschüssel.

Pronociert und sicher im a-capella-Gesang tollten die drei Strolche über die Bühne: derb, lächerliche Hofschranzen, aber auch gefährlich. Auch eine Märchenoper darf eben glaubwüdig sein. Singend verließ ein kleiner Zuschauer das Konzerthaus: "Geil - und die konnten sogar ganz gut schauspielern."

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