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Kultur: Suhrkamp: Der Kronprinz geht

"Ich bin nur so gut wie die, die mit mir arbeiten", verkündete Siegfried Unseld in dem Jubelband, den er sich und dem Suhrkamp Verlag zum 50-jährigen Bestehen des Hauses am 1. Juli schenkte.

"Ich bin nur so gut wie die, die mit mir arbeiten", verkündete Siegfried Unseld in dem Jubelband, den er sich und dem Suhrkamp Verlag zum 50-jährigen Bestehen des Hauses am 1. Juli schenkte. Da stand der Name seines Verlagsleiters Christoph Buchwald noch schön in alphabetischem Reih und Glied zusammen mit dem Rest der Mannschaft. Schon zur Frankfurter Messe wurde allerdings gemunkelt, dass Buchwald mit seiner Aufgabe nicht mehr recht glücklich sei. Jetzt ist es offiziell: Der Verlag trennt sich zum Jahresende von seinem Leiter. Es habe Differenzen gegeben bei der Beurteilung von Büchern und Autoren. Aber man darf vermuten, dass dies auch der der vorläufige Höhepunkt eines persönlichen Dramas ist, dessen erste Akte nicht weniger unglücklich verlaufen sind.

Mit dem 49-jährigen Christoph Buchwald verstößt Siegfried Unseld, der 76-jährige Patriarch, den Mann, den er 1998 selbst aufs Schild hob, um endlich Schluss zu machen mit all den Zerwürfnissen in den Jahren zuvor. Buchwald, der den schwäbischen Dickkopf an der Spitze von Deutschlands angesehenstem, nach wie vor konzernunabhängigen Verlag einmal beerben sollte, ereilt ein ähnliches Schicksal wie Unselds Sohn Joachim, dem der Vater 1991 die Türe wies. Er begreift nun, was Gottfried Honnefelder dazu brachte, in Köln einen eigenen Literaturverlag, DuMont, aufzubauen. Und er versteht wohl etwas besser, dass sein Vorgänger Thedel von Wallmoden, der Geschäftsführer des Wallstein Verlags, es als Verlagskoordinator für Suhrkamp und Insel mit seinem Frankfurter Herrn und Meister gerade mal acht Monate aushielt.

Jeder weiß, dass alle Stellvertreter ihre Qualitäten hatten - und dass es wohl oft weniger um Sachfragen als um Atmosphärisches ging. Schon zur Zeit von Buchwalds Berufung rätselte man, wie Unselds großbürgerlicher Habitus mit Buchwalds Hemdsärmeligkeit zusammengehen sollte: einer freilich durch und durch professionellen Nonchalance, die er sich als Hanser-Lektor und Verlagsleiter bei Luchterhand erworben hatte. Und nun? Buchwalds Nachfolger - für wie lange? - kommt aus dem Haus. Er heißt Günter Berg und ist der bisherige Geschäftsführer für Taschenbuch und Marketing. Einer von außen hätte sich wohl auch kaum mehr in die Frankfurter Lindenstraße getraut.

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